FC Bayern bei Borussia Dortmund

Warum Thomas Müller wieder so stark ist

Marco Seliger
Lesezeit 5 Minuten
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26. Mai 2020
Thomas Müller will auch gegen Borussia Dortmund wieder jubeln.

Thomas Müller will auch gegen Borussia Dortmund wieder jubeln. ©Foto: dpa/Andreas Gebert

Thomas Müller ist vor dem Spitzenspiel in der Bundesliga bei Borussia Dortmund in Topform. Der Weltmeister brilliert beim FC Bayern München als Vorlagengeber und Motivator – aus guten Gründen.

Stuttgart/München - Thomas Müller hat ja tatsächlich schon mal den Kellner gegeben. Im Trainingslager in Südtirol vor der WM 2014 ging es in der freien Zeit gegen die Kollegen auf dem Golfplatz nicht nur um die Ehre, sondern auch um die Wette – der Verlierer musste beim Abendessen im Hotel der Nationalmannschaft stilecht ins eng geschnürte Dirndl schlüpfen. Müller war dann also eher eine Kellnerin – und musste dem Gewinner das Essen an den Tisch bringen.

Jetzt serviert der Hobbykellner wieder das, was er am besten servieren kann: den Ball. Und wie! Müller kredenzt seine Menüs auf dem Platz gerade so fußfertig und auf den Punkt, dass sie seinen Mitspielern beim FC Bayern vorzüglich schmecken. Oft sind die Müller-Vorlagen auf dem Rasen sogar das Salz in der Suppe und was fürs Auge – gleichzeitig verderben sie den gegnerischen Teams die Laune und den Magen.

Müller feiert sein Vorlagen-Jubiläum

Der Weltmeister produziert in einer noch nie da gewesenen Schlagzahl. 17 direkte Torvorlagen servierte der Chef-Lieferant seinen Mitspielern in dieser Saison und stellte damit den Bundesligarekord von Kevin De Bruyne (ehemals VfL Wolfsburg) zum aktuellen Zeitpunkt von 27 Spieltagen ein. Eine weitere beeindruckende Zahl: In seinen 523 Pflichtspielen für den FC Bayern gab Müller 200 Vorlagen, und so ganz nebenbei feierte er am Samstag beim 5:2 gegen Eintracht Frankfurt im 345. Bundesligaspiel seinen 249. Sieg und zog damit mit Sepp Maier und Lothar Matthäus gleich.

Es läuft also beim Vorzeige-Bayern vor dem Bundesliga-Spitzenspiel bei Borussia Dortmund an diesem Dienstag (18.30 Uhr) – oder anders: Der Müller ist wieder ein echter Brüller, was bei den Geisterspielen auch für den TV-Zuschauer zu hören ist. Ein Leisetreter war Müller noch nie, er hat auf und außerhalb des Platzes immer was zum Ratschen, wie es die Bayern ausdrücken – jetzt gehören seine Kommandos zu den Attraktionen der Geisterspiel-Umstände.

Müller (30) treibt an beim FC Bayern, er geht auch verbal voran. Er zeigt den Mitspielern lautstark die Laufwege auf, neben all den Vorlagen ist dies ein weiteres Zeichen dafür, dass er wieder in der Spur ist. Dabei ist es noch nicht lange her, dass es in München recht still wurde um Müller.

Bei Müller und Kovac passte es nicht

Unter dem Ex-Trainer Niko Kovac, der nach dem 1:5 bei dessen Ex-Club Eintracht Frankfurt im November entlassen wurde, waren Müllers Dienste kaum noch gefragt. In den zehn Ligaspielen dieser Saison unter Kovac durfte der Offensivmann nur einmal über 90 Minuten ran, wurde fünfmal eingewechselt und lieferte dabei, ganz der Müller, zwar vier Vorlagen, erzielte aber kein Tor.

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Zur angespannten Situation mit Kovac kam damals noch die unglückliche Äußerung des Trainers, der erklärte, dass Müller nur zum Einsatz komme, „wenn Not am Mann sein sollte“. Geht man so mit einer lebenden Vereinslegende um? Mit dieser Frage sah sich Kovac fortan konfrontiert – und ruderte erst zurück, als es zu spät war.

Aus sportlicher Sicht passte es nicht zwischen Müller und Kovac. Warum das so war, erklärte Müller per dezentem Seitenhieb an den Ex-Coach so: „Wenn dich deine Frau zum Einkaufen schickt und dir einen Zettel mitgibt, dann weißt du genau, was du zu tun hast. Aber geh’ mal nur mit dem Auftrag los, für ein schönes Abendessen zu sorgen! Dann stehst du vor den Regalen und die Gefahr, dass das Essen nichts wird, ist groß.“

Müller also wollte, wenn man so will, auch schon unter Kovac ordentlich kellnern und Vorlagen servieren auf dem Platz – wusste aber aufgrund eines fehlenden Plans irgendwann nicht mehr, wo die Tische stehen.

Flick lässt offensiver spielen

Oder, anders: Die Bayern hatten unter Kovac nach Müllers Ansicht kein austariertes Offensivkonzept. Müller konnte demzufolge auch nicht in seine berühmten Räume stoßen nach einstudierten Kombinationen. Unter dem neuen Trainer Hansi Flick dagegen, das ist der Subtext in Müllers Aussage, gibt es diesen Plan sehr wohl wieder.

Klar ist: Flick lässt die Bayern im Gegensatz zum eher defensiv denkenden Kovac offensiver spielen, Müller und Kollegen attackieren den Gegner früher. Und bei schnelleren Balleroberungen und schnelleren Kombinationen tun sich für den Raumdeuter Müller schneller und unerwarteter Räume auf als bei einer defensiveren Ausrichtung, bei der die Gegner mehr Zeit haben, sich aufs Angriffsspiel der Bayern einzustellen.

Obendrein hat der Wohlfühlfußballer Müller in Hansi Flick, dem ehemaligen Assistenten von Joachim Löw in der Nationalelf, seinen Wohlfühltrainer gefunden. Man kennt sich, man schätzt sich. Der Coach setzt auf Müller, menschlich wie sportlich – und umgekehrt. Vorlagengeber Müller also nimmt Flicks Vertrauen selbst als perfekten Steilpass für sich und seine Leistung auf.

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