Jude Bellingham, Giovanni Reina, Jamal Musiala und Co.

Wie 17-Jährige die Bundesliga aufmischen

Marko Schumacher
Lesezeit 4 Minuten
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20. September 2020
Beim BVB glänzen beim 3:0 gegen Gladbach Giovanni Reina (l.) und Jude Bellingham.

Beim BVB glänzen beim 3:0 gegen Gladbach Giovanni Reina (l.) und Jude Bellingham. ©Foto: dpa/Bernd Thissen

In der Fußball-Bundesliga werden die Spieler immer jünger. Nicht nur Borussia Dortmund, sondern inzwischen auch der FC Bayern setzt auf schnelle, hungrige und entwicklungsfähige Talente. Zum Auftakt haben sie groß ausgespielt – darunter auch ein gebürtiger Stuttgarter.

Stuttgart - Die Eignung von möglichen Neu­zugängen bemaß Ralf Rangnick schon vor sechs Jahren nicht nur an Talent, Mentalität oder der Höhe der Ablöse. Sondern vor allem: am Alter. „Jugendlichkeit ist für mich ein entscheidendes Qualitätsmerkmal. Für uns sind nur Spieler interessant, die zwischen 17 und 23 Jahre alt sind. Je jünger, desto besser“, sagte der Fußball-Visionär aus Backnang, als er sich als Sportdirektor von RB Leipzig daranmachte, den damaligen Drittligisten mit Hilfe von hoch veranlagten Talenten (und den Millionen des Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz) zu einem europäischen Spitzenclub zu formen.

Während RB Leipzig (mittlerweile ohne Rangnick) in der vergangenen Saison das Champions-League-Halbfinale erreicht hat, ist diese Philosophie zum gängigen Geschäftsmodell der Bundesliga geworden. Es sind nicht mehr nur kleinere, finanzschwächere Clubs oder aufgrund der Corona-Krise neuerdings in Not geratenen Vereine, die kompromisslos auf den Nachwuchs setzen. Die Verpflichtung blutjunger, hungriger, schneller und entwicklungsfähiger Teenager ist auch bei den Schwergewichten aus München und Dortmund zum festen Bestandteil der Transferaktivitäten geworden.

Beim FC Bayern muss der im Sommer von Paris St. Germain geholte Tanguy Nianzou (18) aufgrund einer Oberschenkelverletzung zwar noch auf sein Debüt warten – dafür durften sich beim imposanten 8:0-Auftaktsieg gegen Schalke 04 andere Nachwuchshoffnungen auf der Bundes­ligabühne präsentieren: Chris Richards (20), vor zwei Jahren aus den USA geholter Abwehrspieler; der niederländische Stürmer Joshua Zirkzee (19), der mit vier Treffern in neun Spielen bereits in der Vorsaison einiges Aufsehen erregt hatte. Und vor allem der in Stuttgart geborene Engländer Jamal Musiala (17), der 2019 aus der Jugend des FC Chelsea gekommen war – und zum Einstand den Paraguayer Roque Santa Cruz als jüngsten Torschützen in der Bundesliga-Geschichte des Rekordmeisters ablöste.

Bei den Bayern steht die Verpflichtung des nächsten Teenagers kurz bevor

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Während die Bayern die Leihspieler Ivan Perisic (31) und Coutinho (28) wieder abgaben und den Spanier Thiago (29) zum FC Liverpool ziehen ließen, steht in dem Rechtsverteidiger Sergino Dest (19) von Ajax Amsterdam bereits der nächste Jungstar vor der Unterschrift. Ob es noch weitere Transfers gibt? Man müsse „nicht immer von Neuverpflichtungen reden“, sagt der designierte neue Vorstandschef Oliver Kahn, denn: „Wir haben gute junge Spieler in der Hinterhand, das sind viel versprechende Leute.“

An der geballten Kraft der Jugend fehlt es dem Bayern-Rivalen aus Dortmund schon länger nicht. Für die größten Talente aus ganz Europa ist die Borussia zu einer der attraktivsten Adresse überhaupt geworden. Letztes Beispiel: der Engländer Jude Bellingham (17), der im Sommer die freie Auswahl hatte und sich – wie vor zwei Jahren sein Landsmann Jadon Sancho (20) – für einen Wechsel ins Ruhrgebiet entschied. Der Mittelfeldjunior gab beim Dortmunder 3:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach ein glänzendes Debüt – überließ das Toreschießen aber anderen: dem ebenfalls erst 17 Jahre alten Giovanni Reina und Erling Haaland, wem sonst? Der Doppeltorschütze aus Norwegen, gerade 20 geworden, gilt schon jetzt als künftiger Weltstar.

„Beide sind extrem weit für ihr Alter, das habe ich selten so gesehen“, sagt BVB-Sportchef Michael Zorc über die noch minderjährigen Bellingham und Reyna. So ähnlich könnte er über den von Real Madrid ausgeliehenen Brasilianer Reinier (18) urteilen, der zum Ligastart noch auf der Bank saß, im Pokal sein Können aber angedeutet hatte.

Für die Weltmeister Götze und Schürrle war beim BVB kein Platz mehr

Dass der Trend zu immer noch jüngeren Spielern geht, verdeutlicht auch der Blick auf die bisherigen Zu- und Abgänge der 18 Bundesligisten. Das Durchschnittsalter der neu verpflichteten Spieler beträgt 22,7 Jahre – bei Profis, die gegangen sind, liegt es bei 25,3. Darunter befinden sich auch die Weltmeister Mario Götze (28) und André Schürrle (29), die auch alle Erfahrung und früheren Verdienste nicht davor bewahrt haben, in Dortmund aussortiert zu werden. Während Götze noch immer auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber ist, hat Schürrle seine Karriere beendet. Sollte er den ersten Bundesliga-Spieltag verfolgt haben – er könnte sich in seinem Entschluss bestätigt sehen.

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