Fußball-WM in Russland

Zwei Tage vor erstem WM-Spiel: Spanien entlässt Trainer

dpa
Lesezeit 4 Minuten
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13. Juni 2018

©Uncredited/AP/dpa

Der einstige Nationalspieler Fernando Hierro soll es bei Spanien nach einem Chaostag kurz vor der WM richten: Der bisherige Sportdirektor übernimmt den Job des geschassten Trainers Julen Lopetegui.

Innerhalb von nur zwei Stunden und kurz vor dem ersten WM-Spiel hat sich Spanien von Julen Lopetegui getrennt und Sportdirektor Fernando Hierro als Interimscoach berufen. Beim Topfavoriten ist vor dem so wichtigen Gruppen-Auftakt gegen Europameister Portugal am Freitag (20.00 Uhr/ARD) in Sotschi alles auf den Kopf gestellt. Lopetegui musste - offenbar gegen den Willen der Spieler - gehen, weil Verbandschef Luis Rubiales beleidigt ist über die Art und Weise, wie Real Madrid die brisante Personalie mit seinem neuen Trainer publizierte. »Wir haben uns dazu gezwungen gesehen, ihn seines Amtes zu entheben«, sagte Rubiales bei einer Pressekonferenz am Mittwoch im Team-Quartier in Krasnodar.

Real hatte tags zuvor bekanntgegeben, dass der 51-Jährige Lopetegui zur neuen Saison Chefcoach beim Champions-League-Sieger und damit Nachfolger von Zinédine Zidane wird. Die Frage, wer nun die Übungseinheiten beim Weltmeister von 2010 leite, konnte Rubiales zunächst nicht beantworten: »Wir suchen einen Trainer - von jetzt an«, sagte er. Als Kandidat galt zunächst neben Ex-Nationalspieler Hierro auch U21-Trainer Albert Celades, der zur spanischen Delegation in Russland gehört. Zwei Stunden nach dem spektakulären Abgang von Lopetegui verkündete der Verband RFEF via Twitter, dass Hierro einspringt. Die Vereinbarung gilt nur für die WM.

 

Der einstige Real-Profi hat zwischen 1989 und 2002 für La Roja 89 Länderspiele bestritten und soll bei einer erneuten Pressekonferenz am (heutigen) Mittwoch um 17.30 Uhr (MESZ) auftreten. Der 50-Jährige hatte bisher nur den Zweitligisten Real Oviedo trainiert. Lopetegui will sich nach Verbandsangaben erst nach seiner Rückkehr nach Spanien zu seinem spektakulären Abgang äußern.

»Es ist ein harter Schlag, aber wir stehen zusammen, um nach vorne zu schauen«, sagte Rubiales inmitten eines chaotisch wirkenden Krisenmanagements. »Wir stecken in einer komplizierten Situation, die komplizierteste, die man sich vorstellen kann«, sagte Rubiales. Der neue RFEF-Boss erhob schwere Vorwürfe gegen Real. »Wir hatten überhaupt keine Information über das«, sagte Rubiales. »Julen hätte es lieber gehabt, wenn die Dinge anders gehandhabt worden wären.«

 

Offenbar hatten Lopetegui und Real die Verhandlungen an den RFEF-Funktionären vorbei geführt und Rubiales mit der Pressemitteilung überrumpelt. »Ich kann mich nicht auf einen Anruf fünf Minuten vorher einlassen«, sagte Rubiales und meinte damit den Zeitpunkt, als die Königlichen ihre völlig überraschende Nachricht veröffentlichten.

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Erst 50 Minuten nach der Real-Verlautbarung hatte der RFEF mit einer dürren Presseerklärung reagiert, in der er die Ausstiegsklausel in Lopeteguis Vertrag bestätigte. Nach einem Bericht der Zeitung »Marca« erhält der Verband eine Ablöse in Höhe von 2 Millionen Euro.

Lopeteguis Blitz-Abgang ist selbst im schnelllebigen Profigeschäft ein einmaliger Vorgang und allenfalls vergleichbar mit den Schlagzeilen, die 2006 Togo - allerdings als WM-Neuling - produzierte: Der deutsche Trainer Otto Pfister war vor dem ersten Turnierspiel am 9. Juni nach einem Streit um Prämien zurückgetreten - und kehrte am 12. Juni überraschend zurück ins Amt.

 

Nach Informationen von »Marca« hätten sich die Spieler mit Kapitän Sergio Ramos und seinem Stellvertreter André Iniesta an der Spitze für den Verbleib Lopeteguis ausgesprochen. Die Spieler hätten die Entscheidung der sofortigen Trennung »akzeptiert«, sagte hingegen Rubiales.

Der 40 Jahre alte Ex-Profi war erst Mitte Mai zum neuen Verbandschef gewählt worden und wirkte in seiner ersten Bewährungsprobe gleich auf der Weltbühne des Fußballs von den Ereignissen überrollt. Er sprach von Werten, die man nicht brechen dürfe (»Die Umgangsformen sind wichtig«), von »mangelndem Respekt« und erklärte: »Wir müssen an einer Reihe von Entscheidungen arbeiten, die zwei Tage vor Beginn der WM kommen. Es gibt viel zu tun.«

 

»Kanonenschuss gegen die Selección« titelte sogar die Real nahestehende Madrider Sportzeitung »AS«, nachdem Reals Coup bekannt geworden war. Rubiales koche vor Wut, hieß es in Medienberichten weiter. Auch und vor allem der Zeitpunkt der Bekanntgabe sei »schrecklich« gewesen, schreibt zum Beispiel »AS«. Lopetegui war für die Pressekonferenz am Mittwoch angekündigt worden, erschien aber nicht. Der frühere Torhüter hatte seit seinem Amtsantritt 2016 als Nachfolger von Vicente del Bosque keines seiner 20 Spiele verloren.

Rubiales habe nach Medienberichten Lopetegui und Real-Boss Florentino Pérez am Dienstag darum gebeten, dass die Verpflichtung erst nach der WM bekanntgegeben wird. Die Fachzeitung »Mundo Deportivo« sprach von einer »Bombe«, das Konkurrenzblatt »Sport« von einer »Madrider Rakete gegen La Roja« und auch davon, dass Pérez »die Nationalmannschaft in die Luft gejagt« habe. Kommentar von Radio Marca aus Krasnodar: »Das ist mehr ein Meteorit als eine Bombe, die hier eingeschlagen hat.«

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