Hans Roser, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege Goldscheuer, Marlen, Kittersburg und bekannter Ortshistoriker, hat zum 60-jährigen Bestehen der Schule einige Daten und Informationen zusammengestellt, die einst in der Kehler Zeitung veröffentlicht wurden. Ihm liegt auch ein besonderes Schriftstück vor, nämlich die damals herausgegebene Festschrift.

Im Rahmen einer Bürgerversammlung wurde im Sommer 1961 erklärt, dass die Verwaltung in Goldscheuer eine neue Schule bauen möchte. Am 24. April 1963 erfolgte der symbolträchtige erste Spatenstich für die Gemeinschaftsschule. Die Kehler Zeitung nannte die Grundsteinlegung am 1. September 1963 in ihrer Ausgabe zwei Tage später einen „Grundstein fürs Gemeindeleben“. Schon am 13. Dezember 1963 wurde das Richtfest gefeiert.

Zwei Jahre Bauzeit

Zwei Jahre nach Beginn der Bauarbeiten war es schließlich soweit: Am 27. April 1965 wurde die Schule offiziell ihrer Bestimmung übergeben und die ersten Kinder traten ihren Schulweg an. Unter ihnen war auch Liane End aus Goldscheuer. An ihre Einschulung kann sie sich noch gut erinnern. „Die Anmeldung im Winter war noch in der alten Schule. Dass wir die ersten waren, die in der neuen Schule unterrichtet werden, war uns nicht sehr bewusst. Außerdem waren wir viel zu aufgeregt“, lacht End.

An ihre erste Unterrichtsstunde kann sie sich hingegen noch sehr gut erinnern. „Unsere Klassenlehrerin und damals auch kommissarische Schulleiterin Frau Schultheiss fragte, ob wir schon alle Materialien wie zum Beispiel einen Bleistift hätten und ob schon jemand ein Wort schreiben könne.“

Einen bleibenden Eindruck hinterließ bei Liane End das rund 20 Quadratmeter großen Wandmosaik im Foyer. „Da stand ich in den ersten Tagen immer staunend davor“, erinnert sie sich. Das Plattenmosaik des Künstlers Hans Sauerbruch glänzt bis heute. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Wolfgang Korge schnitt er in akribischer Handarbeit Ton- und Steinplatten zurecht und setzte sie Stück für Stück zu einem großen Ganzen zusammen.

Seine Intention war, dass „die farbenprächtigen glasierten oder matten Embracher Kacheln und die reiche Nuancierung verschiedener Steinsorten versprachen, zusammen mit Klinkern, Holz, Glas und Beton im übrigen Raum, der Halle eine besonders frohe und festliche Note zu verleihen“. Auch nach über 60 Jahren sieht das Motiv der Goldwäscherei heute noch makellos aus und begeistert mit seinen Details alle Betrachter.

Die feierliche Einweihung der neuen Bildungseinrichtung erfolgte am 15. Mai 1965. Sie wurde unter dem Namen „Volksschule Goldscheuer-Kittersburg“ bekannt. Dies war nicht nur der offizielle Titel der Schule, sondern auch der Titel der Festschrift, die zu diesem Anlass vom damaligen Bürgermeisteramt der Dreiergemeinde Goldscheuer, Marlen, Kittersburg veröffentlicht wurde.

"Stätte der Freude"

Die Herausgabe stand unter der Federführung des damaligen Bürgermeisters Hermann Fehrenbach, der in seinem einleitenden Vorwort folgendes schrieb: „Mit großer Freude und Genugtuung über das gelungene Werk begehen wir die feierliche Einweihung. (…) Unsere neue Schule ist ein Markstein und äußeres Zeichen für die Entwicklung unserer Gemeinde im letzten Jahrzehnt. Möge die neue Schulanlage für die Kinder eine Stätte der Freude und des Wachsens und für uns Erwachsene eine solche der Verbindung und Begegnung werden.“

In der Festschrift erläutert Oberstudienrat Max Klemm, warum es zum Neubau der Schule für Goldscheuer und Kittersburg kam: „Durch die Vernachlässigung der Gebäude während des zweiten Weltkrieges und die starke Beanspruchung durch die Besatzung zusammen mit den nicht mehr zeitgemäßen sanitären Anlagen – in Kittersburg herrschten ähnliche Verhältnisse – wurden die beiden Schulen für einen geregelten Schulbetrieb ungeeignet und von der Aufsichtsbehörde abgesprochen.“

Die Schule in Kittersburg existierte seit 1786 und wurde 1865 erweitert. Sie stand am Platz des heutigen Gemeindezentrums. Im Gegensatz zu Kittersburg steht in Goldscheuer die schmucke alte Schule aus dem Jahr 1838 noch. Unter ihrem Dach hat das Heimatmuseum seinen Platz gefunden. Ferner sind Vereinsräume des Heimatvereins und des Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes auf den verschiedenen Ebenen. Im Untergeschoss hat die Narrenzunft „Krutblättsche“ ihren Narrenkeller eingerichtet.

24 Jahre Rektor

Zu Schuljahresbeginn im Herbst 1965 wurde Oberlehrer Reinhard Wisser als neuer Schulleiter eingeführt. Bei seinem Abschied im Sommer 1989 wurde er von allen Seiten mit Lob und Dank überschüttet. Zum 25-jährigen Jubiläum bekam die Schule mit Fritz Roth am 19. Juli 1990 einen neuen Rektor.

1993 stand die Schule vor einer ungewissen Zukunft, denn die Hauptschule in Goldscheuer stand erstmals auf der Kippe. Knapp sieben Jahre nach seinem Amtsantritt verstarb Fritz Roth am 9. Juli 1997. Da in den Jahren zuvor unter seiner Leitung diverse Baumaßnahmen stattgefunden hatten, war der Schulstandort Goldscheuer gesichert.

Nur noch Grundschule

Nach eineinhalbjähriger Vakanz übernahm im Februar 1999 Marianna Bäumer die Schulleitung. Ihr folgte Manfred Büchele im Juli 2004 nach. Als er 2011 aus dem Schuldienst verabschiedet wurde, wurde aus der Grund- und Hauptschule eine zweizügige Grundschule.

Ehe Sandra Molines ab 2013 neue Rektorin wurde, war sie zuvor ein Jahr Lehrerin und ein weiteres Jahr kommissarische Schulleiterin an der Grundschule Goldscheuer. Nach ihrem Weggang übernahm Clémence Baumann 2024 die kommissarische Leitung. Auf sie folgte im März 2025 Cassandra Conreur.

Bildnachweis

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Verein für Heimatpflege Goldscheuer

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Privat

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