London

British Steel ist insolvent

dpa
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22. Mai 2019
Das Stahlwerk von British Steel in Scunthorpe in der englischen Grafschaft Lincolnshire.

Das Stahlwerk von British Steel in Scunthorpe in der englischen Grafschaft Lincolnshire. ©dpa - Danny Lawson/PA Wire

Brexit-Unsicherheiten, schwache Nachfrage und hohe Rohstoffpreise haben den zweitgrößten britischen Stahlfabrikanten British Steel in die Insolvenz getrieben. Ein Gericht habe das Unternehmen unter Zwangsliquidation gestellt, teilte die britische Regierung mit.

«Das Unternehmen handelt weiter und wird seine Kunden weiter bedienen, während wir Optionen für die Geschäfte sondieren», teilte der offiziell bestellte Konkursverwalter mit. Bis auf Weiteres blieben die Mitarbeiter beschäftigt.

British Steel hat rund 5000 Mitarbeiter, viele davon in Scunthorpe rund 290 Kilometer nördlich von London. Nach Medienberichten sind auch bei Zulieferfirmen rund 20.000 Arbeitsplätze in Gefahr.

In einem Brief an die Mitarbeiter hatte der im April ernannte Vorstandschef Gerald Reichmann Probleme eingeräumt. Er nannte die schwache Nachfrage, hohe Preise und den Brexit als Gründe. Aus dem Unternehmen verlautete, dass wegen der Unsicherheit über das Wie und Wann eines Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union EU-Aufträge ausblieben.

Strenge Regeln

British Steel hatte sich vergeblich um Staatsgarantien im Umfang von 75 Millionen Pfund (85 Mio Euro) bemüht. Reichmann war 2017 vom österreichischen Unternehmen Voestalpine zunächst als Finanzvorstand zu British Steel gekommen.

Die Regierung habe alles versucht, um British Steel zu retten, sagte Wirtschaftsminister Greg Clark. Für eine finanzielle Unterstützung gebe es aber strenge Regeln, und es wäre illegal gewesen, den Anträgen der Firma nachzukommen. «Dies wird eine sehr schwierige Zeit für tausende engagierte Stahlarbeiter, Zulieferer und in den Gemeinden», so Clark. Er werde mit dem Konkursverwalter und British Steel zusammenarbeiten, um die Zukunft der Standorte zu sichern.

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«Die Nachricht bringt große Sorgen für die Arbeiter und jeden mit sich, der mit British Steel zu tun hat», sagte Gewerkschaftsführer Guy Rickhuss. «Aber es muss auch als Chance begriffen werden, eine alternative Zukunft zu finden. Es ist wichtig, dass alle einen kühlen Kopf bewahren und sich darauf konzentrieren, die Arbeitsplätze zu sichern.»

Wende wurde immer schwieriger 

Der Name British Steel erinnert an den großen britischen Stahlhersteller, der 1967 durch die Verstaatlichung aus kleineren Privatfirmen entstand. Die Firma wurde aber 1988 privatisiert und fusionierte 1999 mit dem niederländischen Stahlwerk Koninklijke Hoogovens zu Corus. Corus wurde wiederum 2007 von Tata Steel gekauft, das heute der größte britische Stahlproduzent ist und zur indischen Tata-Gruppe gehört. 2016 wurden große Teile der britischen Tata-Steel-Aktivitäten wiederum an den privaten Investor Greybull Capital veräußert und als British Steel weitergeführt.

«Es war immer klar, dass es eine große Herausforderung sein würde, eine Wende für British Steel zu vollziehen», teilte Greybull Capital mit. Die Firma habe das Unternehmen vor drei Jahren vor der Schließung bewahrt eine Finanzspritze von 500 Millionen Pfund arrangiert. Bis vor kurzem habe es noch nach einer rosigen Zukunft ausgesehen. «Aber die zusätzlichen Schläge durch Brexit-Probleme haben sich als unüberwindbar herausgestellt.»

Die Stahlindustrie ist in Großbritannien seit den 70er Jahren auf dem absteigenden Ast. Allein seit 1997 ist die Produktion von damals 18,3 Millionen Tonnen auf rund 7,5 Millionen Tonnen 2017 zurückgegangen.

Der mit Abstand größte Stahlproduzent der Welt ist heute China. Das Land produziert gut die Hälfte des weltweiten Rohstahls, gut 870 Millionen Tonnen im Jahr 2017 nach einer Statistik des Weltstahlverbands Worldsteel Association. Das ist mehr als acht Mal so viel wie der nächste Produzent, Japan. Deutschland steht in dieser Statistik mit rund 43 Millionen Tonnen auf Platz 7 und Großbritannien mit rund 7,5 Millionen Tonnen auf Platz 22.

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