Eurometropole Straßburg zahlt Abwrackprämie für alte Öfen
Straßburg will die Verschmutzung im Ballungsraum weiter verringern, indem sie Prämien für den Austausch alter Holzheizungen zahlt, eine Niedrig-Emissions-Zone einrichtet und beim Städtebau mehr auf Konstruktionsformen drängt, die die Bewohner weniger der Luftverschmutzung aussetzen.
Favorisierung sanfter Fortbewegungsarten wie mit dem Fahrrad und zu Fuß, Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs, des Carsharings, eines Systems fur Leihfahrräder, Sanierung von Wohnungen, Entwicklung der Energiegewinnung aus Erdwärme, Sonne und Biomasse, Verringerung des Mülls: Seit Jahren versucht die Eurometropole Straßburg mit unzähligen Maßnahmen die Luftverschmutzung in dem Ballungsraum zu verringern – mit teilweise ermutigenden Ergebnissen.
Darauf wies der Präsident der Eurometropole, Robert Herrmann, jungst bei der Vorstellung der Jahresbilanz zur Luftqualität in der Straßburger Randgemeinde Schiltigheim hin. Im Großen und Ganzen könne man davon ausgehen, »dass die Luftqualität sich verbessert«, sagte Herrmann. Die Zahl der Fahrzeuge, die tagein, tagaus nach Straßburg hineinfahren, habe sich von 2011 bis 2016 von rund 241 000 auf 152 000 verringert, »Wir sind aber über den von Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegten Grenzwerten vor allem bei Ozon, Stickdioxid und Feinstaub, Straßburg gehört zu den fünf am meisten von Luftverschmutzung betroffenen Städten in Frankreich«, räumte Herrmann ein. Dies habe jüngst das Fahrverbot an zwei Tagen Anfang August gezeigt, als die Ozonbelastung in der Eurometropole die Grenzwerte tagelang überschritten hatte.
Die Metropole will daher in den kommenden Jahren vor allem mit drei Maßnahmen die Luftverschmutzung weiter senken:
1. Holzheizungen: Das Heizen mit Holz ist nach Angaben von Françoise Schaetzel, Amtsärztin und Beigeordnete der Eurometropole für Luftqualität und Umweltgesundheit, die Hauptquelle für die Feinstaubbelastung im Ballungsgebiet Straßburg. Rund 16 000 Holzfeuerstellen sind nach Untersuchung der Umwelt- und Energieagentur ADEME für 52 Prozent der Feinstaubbelastung mit ultrafeinen Partikeln (unter 2,5 Mikrometer Durchmesser) verantwortlich, das waren im Jahr 2016 insgesamt 645 Tonnen Feinstaub – ein Wert, der seit 2012 gleich blieb. Ein Prozent der Holzheizungen werden im Straßburger Stadtkern betrieben, 14 Prozent in den angrenzenden Randgemeinden, 28 Prozent in den ländlichen Kommunen, die zur Eurometropole gehören.
Richtig Holz anzünden
Sie will nun einen Fonds Air Bois (Fonds Luft Holz) auflegen, um die Privathaushalte anzuregen, ihre Holzheizungen und -öfen zu erneuern, die vor dem Jahr 2002 installiert wurden. Rund 1000 Bewohner sollen so ab Januar 2019 zwischen 600 und 1600 Euro Zuschuss bekommen. Der Fonds umfasst 1,5 Millionen Euro, die zu gleichen Teilen von Eurometropole und ADEME finanziert werden. Gleichzeitig sollen die Besitzer mit einer Info-Kampagne über das richtige Anzünden des Holzes informiert werden.
2. Niedrig-Emissions-Zone: Ende 2020 soll in der Eurometropole eine Niedrig-Emissions-Zone (ZFE) entstehen. Im Unterschied zur Umweltplakette »Crit’Air« betrifft diese Zone alle Fahrzeuge gleichermaßen, die in der Eurometropole fahren – je nach dem Grad der Verschmutzung und der Verkehrsachsen, die sie benutzen. Die ZFE wird die anderen Maßnahmen zur Einschränkung des Lieferverkehrs in der Innenstadt ergänzen.
3. Luftqualität beim Städtebau: Die Eurometropole will noch mehr als bisher bei neuen Bauvorhaben darauf drängen, dass auch untersucht wird, wie Bauformen die Bewohner vor der Luftverschmutzung schützen. Balkone an den in den vergangenen Jahren errichteten Gebäuden, die entlang der Route du Rhin von der Europabrücke bis in die Innenstadt auf den vierspurigen Stadt-Boulevard zeigen, sollten künftig vermieden werden.
Ein Durchfahrverbot
Thomas Bourdrel, Straßburger Radiologe und Mitbegründer des Ärztekollektivs »Straßburg respire« (Straßburg atmet) begrüßt prinzipiell die angekündigten Maßnahmen. In der Straßburger Ausgabe der Gratiszeitung »20 Minutes« macht er allerdings Einschränkungen: Es sei schade, dass es bei der Reduzierung der Feinstaubbelastung keine Zusammenarbeit mit der Region Grand Est gebe. »Denn die die ganze elsässische Ebene leide darunter.«
Beim Städtebau müsse man laut Bourdrel viel mehr darauf achten, dass man eine Schule, eine Sportanlage oder ein Krankenhaus nicht in unmittelbarer Nähe stark befahrener Verkehrsachsen errichtet. Es sei ein Unding, dass auf der Route du Rhin von der Europabrücke Richtung Place de l’Etoile Lkw direkt an zahlreichen Wohngebäude entlangfahren, obwohl es ein Durchfahrverbot gebe.