Hannover Messe

Industrie will wieder Personal aufbauen

Inge Nowak
Lesezeit 4 Minuten
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12. April 2021
Die Industriemesse in Hannover findet in diesem Jahr aufgrund der Coronapandemie rein digital statt.

Die Industriemesse in Hannover findet in diesem Jahr aufgrund der Coronapandemie rein digital statt. ©Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Vertreter von Maschinenbau und der Elektroindustrie geben sich auf der – diesmal rein digitalen – Hannover Messe zuversichtlich für das Jahr 2021. Lieferprobleme belasten die Branchen.

Stuttgart - Die Industrie ist derzeit der Stabilitätsanker der deutschen Wirtschaft. Sie trägt maßgeblich die wirtschaftliche Erholung“, sagt Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) in Hannover. Nach dem Coronajahr 2020, das der Industrie einen Umsatzeinbruch von knapp zehn Prozent bescherte, rechnet Russwurm in diesem Jahr wieder mit „einem kräftigen Plus von acht Prozent“. Viele Unternehmen erhielten wieder deutlich mehr Bestellungen, sagte der BDI-Präsident zum Auftakt der Industriemesse in Hannover, die in diesem Jahr rein digital stattfindet. Es gebe schon mehr Auftragseingänge als vor der Krise.

Die Branchenverbände des Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA) und der Elektroindustrie (ZVEI) teilen die Einschätzung. So rechnet der VDMA mit einer Zunahme des Produktionsvolumens um sieben Prozent. „Wir haben uns entschlossen, unsere bisherige Prognose um rund drei Prozentpunkte zu erhöhen. Das ist eine gute Nachricht,“ sagt der Maschinenbaupräsident Karl Haeusgen. Ganz so hoch sollen die Zuwächse in der Elektroindustrie zwar nicht ausfallen, aber immerhin rechnet ZVEI-Präsident Gunther Kegel mit einem Produktionsplus von fünf Prozent. „Die Elektroindustrie ist 2021 positiv gestartet“, so Kegel. „Wenn man die eingegangenen Aufträge der ersten drei Monate betrachtet, kann es eventuell noch besser laufen,“ fügt er hinzu.

Weil aber etliche Branchen – wie Gastronomie, Hotels und große Teile des Handels – sich unverändert im coronabedingten Lockdown befinden, prognostiziert Russwurm für die gesamte Wirtschaft (BIP) nur ein Wachstum von drei Prozent. Das sind sogar 0,5 Prozent weniger als zuerst angenommen. Voraussetzung dafür seien aber ein „weitgehendes Zurückfahren pandemiebedingter Einschränkungen bis zum frühen Herbst“ sowie keine weiteren Auflagen für das produzierende Gewerbe. Für Russwurm ist die Richtung klar: „Entscheidend ist, dass Deutschland beim Impfen mit der Hilfe von Haus- und Betriebsärzten flexibler wird und Tempo macht.“

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„Corona verunsichert und belastet die Unternehmen nach wie vor“, schränkt VDMA-Präsident Haeusgen seine Zuversicht etwas ein. Hinzu kämen der Strukturwandel der Autobranche, auch Lieferprobleme seien eine Belastung. Etwa ein Viertel der Maschinenbaufirmen klage über Produktionsbehinderungen infolge von Engpässen in den Lieferketten. Elektronische Bauelemente seien genauso knapp wie Stahl, Kupfer und Kunststoff, zählt Kegel auf. Verschärft würden die Engpässe durch zum Teil deutliche Transportprobleme. „Knappe Transportkapazitäten führen zu deutlich höheren Kosten bei gleichzeitig längeren Lieferzeiten“, fügt der ZVEI-Präsident hinzu.

„Der Maschinenbau zeigt sich aber auch in dieser schwierigen Phase widerstandsfähig,“ sagt Haeusgen. Mut mache vor allem die gute Nachfrage aus Asien, insbesondere aus China. Grund zur Hoffnung sei auch das von US-Präsident Biden aufgelegte Konjunkturprogramm. Davon würden auch deutsche Firmen profitieren, ist Russwurm überzeugt. „Auch die EU erholt sich Schritt für Schritt, wenngleich etwas langsamer,“ so Haeusgen.

Eine Branchenumfrage bestätige den positiven Trend, sagt VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers: Zwar hätten 34 Prozent der Firmen noch Nachfrageprobleme. Zugleich erwarte immerhin rund ein Viertel eine Besserung zur Mitte des Jahres. Fast zwei Drittel der Unternehmen rechneten mit einem Personalaufbau. Die Zahl der in Kurzarbeit Beschäftigten liege bei unter 100 000, nach einer Spitze von etwa 250 000 im vorigen Jahr. Haeusgen schätzt, dass im Kampf gegen das Virus 87 Prozent der Maschinenbauer ihren Beschäftigten Tests bereits anböten oder „innerhalb der nächsten Zeit“ einführen wollten. Zudem unterstütze man die Anstrengungen zum Impfen. Der VDMA-Präsident mahnt die Politik, einheitliche Pandemieregelungen umzusetzen sowie eine längerfristige Strategie zu entwickeln.

Ähnlich sieht es der ZVEI. „Wir wünschen uns eine klare Verlässlichkeit von Aussagen und Plänen,“ sagt Kegel. Über 90 Prozent der Firmen der Elektroindustrie testeten schon. „Damit ist ein weiterer verschärfter Lockdown für die Industrie nicht nur nicht notwendig, sondern auch nicht sinnvoll.“

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