Wirtschaft

Schwelender Bilanzskandal bei Steinhoff

dpa/red
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07. Dezember 2017

Poco-Markt: Der Mutterkonzern Steinhoff verschiebt die Vorlage seiner Jahreszahlen. ©Poco

Der Poco-Mutterkonzern und ehemaliger Eigner von Hukla in Gengenbach ist ins Visier der Ermittler geraten.

Die Aktien des Möbelkonzerns Steinhoff sind am Donnerstag erneut stark unter Druck geraten. Selbst die Ankündigung des Managements, mit Verkäufen von Randbereichen frisches Geld in die Kassen zu spülen, konnte die Nerven der Investoren nicht beruhigen. Steinhoff ist ein Konzern mit Rechtssitz in Amsterdam und einem operativen Hauptquartier in Südafrika. In Deutschland ist Steinhoff vor allem durch seine Poco-Möbelhäuser bekannt.

Der Aktienkurs sackte am Donnerstag nach dem 63-prozentigen Einbruch vom Vortag um weitere fast 30 Prozent ab. Im Tagestief waren sie sogar um 35 Prozent auf 0,721 Euro eingebrochen auf den tiefsten Kurs ihrer gut zweijährigen deutschen Börsengeschichte.

Im schwelenden Bilanzskandal hatte sich das Unternehmen am Dienstag mit sofortiger Wirkung vom bisherigen Konzernchef Markus Jooste getrennt. Aufsichtsratschef Christo Wiese soll den Konzern nun übergangsweise führen. Als Grund nannte die Gesellschaft neue Informationen über finanzielle Unregelmäßigkeiten. Möglicherweise müssten auch die Zahlen von früheren Jahren geändert werden. Die Prüfgesellschaft PwC soll nun eine unabhängige Untersuchung durchführen. Die geprüften Zahlen für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr will das Unternehmen nun erst veröffentlichen, sobald es dazu in der Lage ist, wie es hieß. Eigentlich war die Zahlenvorlage für Mittwoch vorgesehen.

Einst in Gengenbach aktiv

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Steinhoff ist in Deutschland vor allem durch seinen Möbeldiscounter Poco bekannt. Der Konzern hat seinen Rechtssitz in Amsterdam und hat sein operatives Hauptquartier in Südafrika. In den USA hatte der Konzern im vergangenen Jahr den Matratzenhändler Matress Firm zugekauft. Zwischen 2004 und 2011 war Steinhoff auch Eigentümer des Gengenbacher Postermöbelherstellers Hukla. Im September brachte Steinhoff seine Afrika-Tochter Star an die Börse. In dieser sind neben Möbel- und Textilketten auch Elektronikhändler, Baustoffmärkte und Finanzdienstleistungen gebündelt. Star-Chef Ben La Grange gab gestern ebenfalls seinen Rücktritt bekannt, Nachfolger wird Leon Lourens. Dabei beteuerte der Konzern, von den Vorgängen bei Steinhoff nicht betroffen zu sein.

Im Sommer waren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Oldenburg wegen des Verdachts der Bilanzfälschung bekannt geworden. Bereits daraufhin brach der Aktienkurs ein. Steinhoff hatte die Vorwürfe unredlicher Geschäftspraktiken zurückgewiesen. »Wesentliche Fakten und Vorwürfe sind falsch oder irreführend «, teilte der Konzern Ende August mit. Zudem habe das Unternehmen schon im Jahr 2015 auf Untersuchungen wegen Bilanzfragen hingewiesen.

Zu hoch dargestellt

Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hatte bestätigt, dass sie Ermittlungen gegen Manager aufgenommen hat. Ermittelt werde gegen »vier aktuelle und ehemalige Verantwortliche eines Konzerns, zu dem unter anderem ein Möbelhandel-Unternehmen in Westerstede gehört, wegen des Verdachts der unrichtigen Darstellung in Bilanzen«. »Hierdurch könnte gegebenenfalls auch der Bilanzwert des Konzerns zu hoch dargestellt worden sein.« Steinhoff hat seine Europa-Zentrale in Westerstede.

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