Ein digitales Pflegeprotokoll
Wird ein Angehöriger pflegebedürftig, stellt das viele Familien vor organisatorische und bürokratische Herausforderungen. Ein Lahrer Unternehmen entwickelt derzeit eine App, mit der die Betreuung dokumentiert werden kann.
Lahr. Die Idee für eine Pflegeprotokoll-Software entstand bei Nicole Ambacher und ihrem Partner Daniel Knapp aus der eigenen Situation heraus. Anfang des Jahres zog das Paar aus Berlin in die Ortenau, weil ein Elternteil Knapps pflegebedürftig wurde. Knapps Eltern leben im Kinzigtal.
»Wir mussten viel organisieren. Selbst ich als examinierte Krankenschwester und Pflegepädagogin musste schnell dazulernen und den Alltag mit der Familie neu planen«, sagt Ambacher. Neben Absprachen, wer sich wann und wie um das pflegebedürftige Familienmitglied kümmert, bedarf es auch einer umfangreichen Dokumentation darüber. Damit die Einstufung in eine Pflegestufe erfolgen kann, muss der Medizinische Dienst der Krankenkassen ein Gutachten erstellen.
In Vorbereitung darauf müssen Angehörige schriftlich protokollieren, wie und in welchem Umfang sie dem Pflegebedürftigen helfen und wie viel Zeit dafür investiert werden muss und wo im Alltag die Schwierigkeiten liegen, beispielsweise durch nicht ausreichend vorhandene Barrierefreiheit.
Immer informiert
Das soll die App von Ambacher und Knapp digital leisten. Seit Mai arbeitet das Paar an der Umsetzung ihrer Idee, diesen Monat gründete es die Pflegeprotokoll App GmbH im Zeit-Areal in Lahr und wird durch den Black Forest Accelerator unterstützt. »Erstellt ein Familienmitglied auf seinem Smartphone oder PC einen Beitrag in der App über die Art der Unterstützung und deren Dauer, weiß außerdem der Rest der Familie sofort Bescheid«, erklärt Knapp. Die digitale Dokumentation soll als PDF-Datei bereitliegen, um sie für den Medizinischen Dienst der Krankenkassen auszudrucken. Geplant sei auch, dass sich die Familienmitglieder Nachrichten schreiben und Notizen machen können, beispielsweise eine Einkaufsliste, so der Ingenieur und IT-Berater.
Ambacher glaubt, dass die persönliche Absprache zwischen den Angehörigen durch die App nicht ersetzt wird. »Aber gerade Berufstätige können so auf einen Blick abrufen, wie es der pflegebedürftigen Person geht, wer bei ihr war und was noch gemacht werden muss«, sagt die Krankenschwester und Pflegepädagogin. Noch befindet sich die Pflegeprotokoll-App in der Testphase, Ende September soll sie öffentlich vorgestellt werden.
Einige Familien probieren die App momentan und teilen den Erfindern mit, wie zufrieden sie damit sind. »Wir suchen noch mehr Familien, die die App testen wollen. Natürlich sind alle Aussagen vertraulich und werden nicht an Dritte weitergegeben«, sagt Ambacher. Wenn die App fertig ist, soll sie in App-Stores oder auf der Internetseite des Unternehmens gekauft werden können.