Rheintalbahn-Sperrung: Die Folgen sind noch überschaubar
Seit Samstag ist die Rheintalbahn bei Rastatt aufgrund einer Gleisabsenkung gesperrt. Güterverkehr, der auf der Nord-Süd-Achse unterwegs ist, gerät ins Stocken. Mehr aber auch nicht. Speditionen und Unternehmen sind noch gelassen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Mittelbadischen Presse.
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hatte gemeldet, dass es durch die Sperrung der Rheintalbahn-Strecke bei Rastatt bei Lebens- und Arzneimitteln zu Engpässen kommen könnte, und verwies dabei auf den Freiburger Spediteur Karlhubert Dischinger. Er ist Präsident des Landesverbandes Spedition und Logistik. Doch Dischinger widerspricht: »Natürlich kann es zu Verzögerungen kommen, aber nicht zu Engpässen«, sagt der Unternehmer einem Medienbericht zufolge. Dischinger betreibt in Ehrenkirchen ein Warenlager mit 30 000 Stellplätzen für Kunden aus der Pharma-Industrie. Von Südbaden aus werden Arznei-Großhändler weltweit beliefert. »Die Schiene ist dabei kein Thema“, sagt Dischinger. "Aber natürlich kommt es jetzt vermehrt zu Staus auf der A5.«
Der Armaturenhersteller Hansgrohe in Schiltach hat auf die Sperrung reagiert. Elf Container, die auf einem Güterzug waren, werden nun zurück nach Rotterdam geschickt und dann per Schiff nach Kehl gefahren. Betroffen sei aber nur der Wareneingang, sagte Sprecherin Astrid Bachmann.
Kippenheim–Düsseldorf
Beim Maschinenbauer Herrenknecht in Schwanau sind die Probleme im Güterverkehr noch nicht angekommen. »Vorausgesetzt, die Strecke wird in den nächsten Wochen wieder in Betrieb genommen, haben wir keine wesentlichen Einschränkungen«, sagte Konzernsprecher Achim Kühn.
Der Logistiker Mosolf ist Deutschlands größte Autospedition. In Kippenheim hat das Unternehmen einen 94 Hektar großen Umschlagplatz für Neuwagen. 400 Menschen arbeiten dort. Erst im Frühjahr hatte Mosolf eine Zugverbindung von Kippenheim nach Düsseldorf reaktiviert. »Pro Woche schicken wir einen Autozug mit etwa 220 Fahrzeugen auf die Schiene«, sagt Tobias Maier von Mosolf. Im Moment allerdings nicht. Aber nicht nur wegen der gesperrten Schiene. »In den Werken sind Betriebsferien.« Zurzeit würden nicht viele Autos gebaut. »In drei bis vier Wochen geht es wieder los. Wir hoffen, dass die Strecke dann wieder frei ist.«
Derzeit gibt es Ausweichstrecken für den Güterverkehr. Die Züge müssen dabei einen großen Bogen fahren – etwa über Ulm, München oder die Benelux-Staaten. Eine Strecke, die von Stuttgart über Tübingen und Horb nach Schaffhausen führt, ist seit Mittwoch in Betrieb. Dort könne man 20 Züge am Tag fahren lassen. Aktuell sei die Strecke nicht ausgelastet. Aus technischen Gründen können dort aber nur Diesel-Loks fahren, »weil ein Abschnitt zwischen Tübingen und Horb nicht elektrifiziert ist«, so die Auskunft der Bahn.
Zum großen Teil per Zug
Am Kehler Hafen ist man ebenfalls auf die Bahnstrecke angewiesen. »Wir sind beileibe kein Profiteur der Krise«, sagt Hafendirektor Uwe Köhn. Zwei Güterzüge schickt der Hafen selbst wöchentlich in Richtung Norden auf die Gleise. »Wo wir können, weichen wir jetzt aufs Wasser aus.« Die Anfragen häufen sich, vor allem aus der Schweiz. Denn im Alpenstaat laufen mehr als drei Viertel des Güterverkehrs über die Schiene. Beim Transit nach Norden gibt es nun echte Probleme.
Das größte Unternehmen am Kehler Hafen und einer der größten industriellen Arbeitgeber in der Ortenau sind die Badischen Stahlwerke (BSW). Dort wird der Schrott per Schiff angeliefert. Die fertigen Stahlprodukte, die vor allem in der Bauwirtschaft gebraucht werden, gehen aber zum großen Teil per Zug zum Kunden. Die BSW waren gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.