Das Wetter und die Landwirtschaft

»Unsere Werkstatt befindet sich im Freien«

Tobias Symanski
Lesezeit 3 Minuten
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12. August 2015

Ein Landwirt erntet ein Weizenfeld mit dem Mähdrescher: Im Vergleich zum Vorjahr wird die Getreideernte in Baden in diesem Jahr geringer ausfallen.  ©dpa

Die geringe Niederschlagsmenge hat das Schicksal der Feldfrüchte besiegelt. Der Großteil des Getreides befindet sich zwar noch auf dem Feld, doch bereits jetzt ist klar: Die badischen Landwirte werden zum Teil deutlich weniger vom Acker holen als im Vorjahr.

»Manche Gebiete haben einen Totalausfall«, sagte gestern Ewald Glaser, der Vorstandsvorsitzende der ZG Raiffeisen in Karlsruhe. Was der Chef der Zentralgenossenschaft meint, ist die diesjährige Maisernte. Durch den ex­tremen Wassermangel konnten sich die Pflanzen nicht ausreichend versorgen. »Insbesondere während der Blühphase, in der der Mais etwa 60 Prozent des gesamten Wasserbedarfs innerhalb seiner Vegetationsperiode hat, herrschte Trockenheit.«

Die Folgen sind deutlich: Die ZG Raiffeisen, ein dominierender Getreide-Erfasser in der Oberrheinebene, rechnet mit Ernteeinbußen in Höhe von 40 bis 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nicht nur in Süddeutschland, auch in der gesamten EU werde die Ernte geringer ausfallen als ursprünglich erwartet. Mais ist in Baden eine wichtige Ackerfrucht. Im gesamten Südwesten stehen derzeit rund 72 000 Hektar für den Anbau bereit.

Auch bei der Sojabohne sieht es nicht besser aus. Hier wird mit einem ähnlich hohen Ernteverlust gerechnet wie beim Mais. Der Unterschied: Das Wachstum der Anbaufläche für die Bohne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist um 50 Prozent gestiegen und federt damit die Minderernte wieder ab.

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Soja wird in Baden-Württemberg derzeit auf rund 6000 Hektar angebaut. Für die ZG Raiffeisen ist die Feldfrucht mittlerweile von großer Bedeutung. Die Versorgung des Futtermittelwerks im Kehler Rheinhafen hängt unter anderem von ihr ab. Auch deswegen stützt die Genossenschaft den Sojaanbau mit attraktiven Erzeugerpreisen. »Es wird Jahre geben, da müssen wir Kulturen stützen, damit sie im Anbau bleiben«, sagte Glaser.

»Nicht die Verlierer«

Jammern will der ZG-Vorstandsvorsitzende trotz sinkender Hektarerträge in diesem Jahr aber nicht. »Unsere Werkstatt befindet sich im Freien«, sagte Glaser. »Die Wetterextreme sind größer geworden, ich würde uns in der Region aber trotzdem nicht als Verlierer der Wetterveränderungen bezeichnen.« Glaser rechnet für die kommenden Jahre wieder mit steigenden Erträgen.
Insgesamt sieht die Situation beim Getreide – vor allem bei Gerste und Weizen – derzeit auch gar nicht so schlecht aus. Mit prognostizierten drei Millionen Tonnen geerntetem Getreide in diesem Jahr liegt Baden-Württemberg knapp unterhalb des Niveaus des langjährigen Durchschnitts. Nur im Vergleich zu 2014 ist eine Einbuße von rund zehn Prozent zu erkennen.
Um mehr Kontinuität in die eingefahrenen Mengen zu bekommen, erwartet Glaser in den kommenden Jahren den verstärkten Einsatz von Bewässerungsanlagen entlang des Oberrheins. »Es wird zu einigen  Innovationen in diesem Bereich kommen.«

Hintergrund

Weniger Umsatz bei der ZG

Der Umsatz der ZG Raiffeisen-Gruppe ist im ersten Halbjahr vor allem preisbedingt um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 638 Millionen Euro gefallen. Für das Gesamtjahr rechnet die Zentralgenossenschaft aufgrund geringerer Erntemengen und den allgemein sinkenden Preisen für Agrarrohstoffe mit einem Umsatzrückgang von etwa sechs Prozent gegenüber dem guten Vorjahr. Auf Dividende und Warenrückvergütung werde das jedoch keinen Einfluss haben, hieß es gestern.

Die ZG Raiffeisen mit Hauptsitz in Karlsruhe ist als Handels- und Dienstleistungsunternehmen in Baden sowie im Elsass und in Lothringen tätig. Die rund 1900 Mitarbeiter der Genossenschaft betreiben mehr als 30 Technik-Werkstätten, 70 ZG-Raiffeisen-Märkte, 40 Raiffeisen-Baucenter sowie über 20 Energie- und 70 Agrar-Niederlassungen. Der Umsatz der Gruppe lag im vergangenen Jahr bei rund  1,3 Milliarden Euro.

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