Wirtschaft

Wirtschaftsimperium Edeka Südwest

Sabine Schwendemann
Lesezeit 8 Minuten
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09. Oktober 2007
Edeka Südwest wirbt mit Lebensmitteln aus der Region. Dahinter stehe nicht nur eine Firmenphilosophie des Handelsunternehmens, erklärt Pressesprecher Duschan Gert, sondern auch tausende Arbeitsplätze bei Landwirten und Produzenten.
Was auch immer die Edeka Südwest gerade tut, es läuft quasi immer unter diesem Begriff: »Regional«. Egal ob Lammfleisch, Salatköpfe oder Suppennudeln – irgendwo auf dem Werbeschild oder dem Etikett am Warenregal findet sich der Hinweis darauf, dass die Ware aus der Region stammt. Das Schlagwort »Region« fand seinen jüngsten Niederschlag in der Eigenmarke »Unsere Heimat – echt & gut«. Doch nicht nur Verbraucher sollen von der Edeka-Südwest-Strategie profitieren. Duschan Gert, Pressesprecher der Edeka Südwest rückt im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse auch den Begriff »Arbeitsplatzsicherung« in den Vordergrund. Schließlich schaffen und erhalten die etwa 500 regionalen Lebensmittelproduzenten im Edeka-Südwest-Gebiet zwischen Lörrach und Darmstadt tausende regionale Arbeitsplätze. »Es gibt keinen anderen, der das in dieser Form macht«, ist sich Gert sicher. 30 Arbeitsplätze gibt es beispielsweise bei der Huber-Mühle in Hohberg. Die hängen zwar nicht ausschließlich von der Edeka Südwest ab – aber die Edeka mit ihren vielen selbstständigen Einzelhändlern in der Region sei ein wichtiger Kunde, berichtet Geschäftsführer Rolf Huber. Erst seit den 90er Jahren finden sich Huber-Müsli-Mischungen und -Mehle in konventioneller und Bio-Qualität in den Edeka-Regalen, zuvor wurden hauptsächlich Bäckereien und Landhändler beliefert. Inzwischen reicht das Verbreitungsgebiet in der Rheinschiene von Lörrach bis Frankfurt und nach Osten bis zum Ballungszentrum Stuttgart. Nun soll das Bodensee-Gebiet dazukommen. Den heutigen Vertriebs-Erfolg mit seinen Spezial-Mühlenprodukten bei der Edeka verdankt das Unternehmen mit auch einem Mann: Helmut Kohler. Der Einzelhändler glaubte schon früh an die Huber-Mühlenspezialitäten und verkaufte als erstes die heimischen Produkte in seinen Edeka-Märkten zwischen Offenburg und Lahr, berichtet Rolf Huber. Später unterstützte Kohler ebenfalls den Einstieg in die südwestdeutsche Vermarktung von inzwischen über 100 verschiedenen Huber-Markenprodukten über die Edeka-Südwest. 400 Tonnen Beeren Dabei sei aber klar: »In der Ortenau läuft das Produkt am besten. Da wir nicht die großen Marketing-Budgets für Produktwerbung wie traditionelle Markenartikler zur Verfügung haben, überzeugen wir durch Produktqualität und Authenzität. Wir stehen als Familie mit unseren langjährigen Fachkräften in über 500-jähriger Firmentradition hinter dem Unternehmen und breiten uns mit Partnern, die zu uns passen, peu à peu über die Region hinaus aus. Mit diesem langsamen aber stetigen Wachstum sind wir bisher gut gefahren und wollen diese Strategie auch in Zukunft fortführen«, erklärt Rolf Huber. Ein Geben und Nehmen macht er in der Geschäftsbeziehung mit der Edeka aus. Edeka könne sich durch die vielen regionalen Zulieferer profilieren. Und die regionalen Nahrungsmittelunternehmen profitieren, weil sie ihr Vertriebsgebiet durch einen großen Partner vergrößern können. Hubers Maxime klingt übrigens ähnlich wie jene der Edeka: »Wir stehen für Regionalität«. Denn: »Der anspruchsvolle Verbraucher will Qualität und Transparenz und dies bekommt er eben am besten und schnellsten vor seiner Haustür aus unserer Region«. »Edeka Südwest ist unser wichtigster Partner«, berichtet Edith Heller von der Breisgaumilch in Freiburg. Die Breisgaumilch liefere ihr kompettes Sortiment an die Edeka, auch die Bio-Linie und laktosefreie Produkte. »Die Geschäftsbeziehungen sind sehr gut. Edeka unterstützt unsere regionalen Marken und somit die Region und unsere Milcherzeuger«, so die Meinung bei der Breisgaumilch. Die Geschäftsbeziehungen zu Edeka »laufen schon seit Jahrzehnte, die gibt natürlich eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit«, betont Heller. Mehrere Jahrzehnte dauert auch die Geschäftsbeziehung des Obstgroßmarktes Oberkirch (OGM) und der Edeka Südwest bereits an. Die Edeka ist eine der ältesten Kundenbeziehungen des OGM, ist sich Geschäftsführer Raphael Sackmann sicher. Der OGM vermarktet jährlich 2500 bis 3000 Tonnen Obst an die Edeka Südwest – das sind acht Prozent der OGM-Gesamtmenge. Dahinter verbergen sich laut Sackmann »400 Tonnen Beerenobst, 1500 Tonnen Kernobst, 600 Tonnen Steinobst – das sind zirka 200 komplette Lkw-Ladungen pro Jahr«. »Die Edeka ist einer unserer wichtigsten Partner, weil die Regionalität eine sehr große Rolle spielt«, erklärt Sackmann. »Als der Partner für unsere heimischen Produkte hat sich die Edeka profiliert«. Die Vermarktung des Obstes über die Edeka sei »unverzichtbar«, schließlich habe sich der Umsatz wie auch das Vertriebsgebiet vergrößert. Auch die Edeka ist voll des Lobes über das Obst aus Oberkirch. Erdbeeren, die morgens gepflückt werden, stehen spätestens einen Tag später in den Läden, verdeutlicht Duschan Gert den Vorteil kurzer Wege. Außerdem gab er der Mittelbadischen Presse exklusiv Einblicke in die wichtigsten Zahlen und Fakten der Edeka Südwest: Ω Edeka besteht aus sieben Regionalgesellschaften mit der Zentrale in Hamburg. Bundesweit neun Millionen Kunden täglich, davon 80 Prozent Stammkunden. Darunter viele Senioren, Familien, Mehrpersonenhaushalte. Ω Edeka Südwest ist die zweitgrößte Großhandlung in der Edeka-Gruppe (hinter Minden-Hannover). Folglich auch zweitgrößter Anteilseigner an der Edeka-Zentrale in Hamburg. Edeka Südwest umfasst Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz und das südliche Hessen, beliefert wird auch der grenznahe Bereich zu Bayern. 1679 Märkte (1182 Einzelhändler und 497 Regiemärkte). Ω Umsatz 2006 5,6 Milliarden Euro. Ω Gründung in Offenburg: 24. Januar 1927. Warenangebot damals: etwa 500 Artikel. Umsatz im ersten Geschäftsjahr in Offenburg: 607 000 Reichsmark. Der Name Edeka entstand als Abkürzung für die »Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin«. Ω Mitglieder: 664 selbstständige Kaufleute. Einige »Spar«-Kaufleute sind nicht in die Genossenschaft eingetreten. Ω Mitarbeiter: etwa 40 000, davon etwa 20 000 im selbstständigen Einzelhandel. 2550 Auszubildende in 18 Berufen. 550 Mitarbeiter im Ernährungs-Service-Mitarbeiter Ω Produktionsbetriebe: Fleischwerke in Blumberg, Heddesheim, Karlsruhe, Mögglingen, Offenburg) 1 Käse-Abpackbetrieb in Völklingen. 4 Backbetriebe. 1 Kellerei (Offenburg). 2 Mineralwasser-Abfüllbetriebe in Wildberg und Bad Peterstal-Griesbach. Logistikbetriebe in Heidesheim, Heddesheim, Ellhofen, Balingen, Offenburg und St. Ingbert. Ω Backbetriebe: Backbetriebe K&U in Mannheim, Reutlingen, Hilzingen, Neuenburg. 600 Tonnen Mehl werden jährlich verarbeitet. 90 Prozent der Rohstoffe kommen aus Baden-Württemberg. Verkauf in 627 Backshops. Ω Grundfläche aller Märkte: 1,2 Millionen Quadratmeter. Ω Standort Offenburg: Etwa 170 000 Quadratmeter Fläche, 12 069 Quadratmeter für Getränke-Logistiker Kempf. 53 055 Quadratmeter Lagerfläche. 1826 Mitarbeiter, darunter 80 Auszubildende. 753 Mitarbeiter in der Logistik, darunter 8 Auszubildende. 568 Lebensmittelmärkte werden beliefert in etwa 150 Kilometern Radius. Ω Sortiment: – 30 000 Lebensmittelartikel im E-Center, 25 000 in Edeka-Märkten – bis zu 1500 Weine in den Märkten, aber bis zu 3000 Sorten im Sortiment, da Regionalität große Rolle spielt. Größter Abnehmer von regionalem Wein: quasi für jede Winzergenossenschaft der größte Kunde – 2500 Artikel bei Getränke Kempf – bis zu 2500 Bio-Artikel – über 700 Artikel der Discount-Linie – bis zu 100 Fisch-Artikel – bis zu 350 Gemüse-Artikel – bis zu 250 Fleisch-Artikel, weitere 250 Wurst-Artikel – bis zu 250 Käse-Artikel Ω Erweiterung 2006: 13 Kaufleute neu zur Edeka gekommen, Aktiv-Markt-Geschäfte eröffnet. Ω Verkauf/Verarbeitung: Wöchentlich 15 000 Schweine aus der Region. Jährlich 10 000 Lämmer aus Baden-Württemberg, 7 Millionen Stück Kopfsalat, 8,5 Millionen Gurken, 30 Millionen Kilo Bananen, 45 Millionen Kilo Äpfel. Ω Ortenauer Weinkellerei 650 Vertragswinzer, 83 Weinsorten, 385 Hektar Reben. Im Jahr 2006 wurden 2,85 Millionen Liter Wein abgefüllt und in 3,1 Millionen Flaschen verkauft. Ω Zulieferer: Etwa 500 regionale Lieferanten, darunter alle Winzergenossenschaften, Eier: Firma Zapf, Obstgroßmarkt Oberkirch, Peterstaler Mineralquellen, Huber-Mühle, Hohberg, Huber, Friesenheim (Obst und Gemüse), Bauhöfer (Ulmer Bier), Breisgaumilch. Exklusivverträge mit Bioland. Mit den Erzeugern werden Verträge abgeschlossen, die z. B. Regelungen zum Saatgut, zur Düngung und zur Kühlung nach der Ernte enthalten. Ω Weiterbildung 2006: 3108 Mitarbeiter auf Schulungen (ca. 7 bis 8 Prozent des Personals). 6608 Teilnehmer in Ausbildungs-Weiterbildung. Ω Umwelt/Soziales: Kooperation mit Umwelt-Akademie in Stuttgart. Kooperation mit Verbraucherzentrale Stuttgart und dem Bundesverband in Berlin. Seit 2005 Solaranlagen auf Edeka-Märkten, 2006 in Offenburg, Teningen und Haslach. Stiftung Sport in der Schule. Kinderkrebsklinik in Freiburg (z. B. mit Weihnachtstombola im E-Center). »Tour der Hoffnung« für krebskranke Kinder. Ernährungsprojekte mit der Offenburger Erich-Kästner-Schule. Unterstützung der Offenburger Tafel. Ω Auszeichnungen (2006): Ein Herz für Bio (9-mal), Bio-Markt des Jahres, Marketingpreis Fleisch und Wurst (2-mal), Kaufmann des Jahres, CMA Gütezeichen am Band und in Gold, Ehrenurkunde der CMA. 2002: Wirtschaftsmedaille des Landes für die Förderung des Mittelstands. Jährlich Auszeichnungen von Prowein, Mundus vini, DLG (2007: »Preis der Besten« in Gold, 69 Goldmedaillen, 36 Silbermedaillen, 14 Bronzemedaillen). Ω Hygiene: Täglich: Probenentnahme durch Qualitätssicherer im Fleischbereich, Prüfung von Obst und Gemüse, Warenproben aus dem gesamten Sortiment werden in einem chemischen Institut in Freiburg untersucht. Unangekündigte Tests durch chemisches Institut. Überprüfung der Kühlkette. Kontrolle der Tierhaltung in den Ställen vor Ort durch TÜV Südwest. Einkäufer kontrollieren unangemeldet vor Ort beim Erzeuger. Qualitätsmanagement der Edeka ist direkt bei der Geschäftsleitung angesiedelt. Ω Markttypen: »… nah und gut« Nachbarschaftsgeschäft »Spar« Supermarkt »Aktiv Markt« Kleine Verbrauchermärkte »Neukauf« Kleine Verbrauchermärkte »E-Center« Große Verbrauchermärkte »Marktkauf« SB-Warenhäuser »Union SB« C&C Großmarkt Gastroservice »Treff« Discounter »Profi« Getränkemarkt @www.edeka-suedwest.de

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