Sanierung des O-I-Areals ist eine große Herausforderung
Der Kauf des kompletten Glashüttenareals durch die Karl-Gruppe aus Bayern war eine der Schlagzeilen des Jahres. Das Unternehmen aus Innernzell hat mit der Sanierung des stark verseuchten Geländes eine große Herausforderung angenommen. Dazu haben wir Geschäftsführer André Karl und Projektplaner Stefan Gigl befragt.
Ihr Unternehmen hat Erfahrung im Umgang mit Industriebrachen. Welche Größenordnung nimmt da das Glashüttenareal in Ihrer Firmengeschichte ein?
André Karl: Im Vergleich zu unserem Entwicklungsprojekt in Baienfurt ist das Gelände in Achern flächenmäßig nur etwa halb so groß. Für den Umfang der Entwicklung eines solchen Areals und der damit verbundenen Herausforderungen spielen jedoch viele Kriterien eine Rolle. Unser Entwicklungsprojekt in Achern besitzt schon allein wegen der enormen städtebaulichen Bedeutung einen hohen Stellenwert bei uns.
Der Vorbesitzer hat sich mit einem Millionenbetrag von allen Haftungsansprüchen freigekauft. Sie tragen alle Risiken der Sanierung. Wird da niemand nervös bei Ihnen?
Karl: Haftungsfreistellungen sind bei Konzernen durchaus üblich, um mit dem verkauften Standort abschließen zu können. Der ehemalige Eigentümer beteiligt sich aber mit einem Teilbetrag an der Gesamtsanierung. Zudem haben wir im Vorfeld eine möglichst belastbare Risikoanalyse durchgeführt. Somit sind wir nicht nervös. Im Gegenteil, wir freuen uns darauf, die Aufgaben in enger Abstimmung mit der Stadt Achern zu lösen und die Fläche zukunftsorientiert neu zu entwickeln.
Wie schätzen Sie die Verseuchung des Geländes ein? Ehemalige Glashüttenmitarbeiter vermuten mehr Gifte im Boden als das, was bisher bekannt ist.
Stefan Gigl: Die O-I-Glasspack Verwaltungsgesellschaft mbH beauftragte vor dem Verkauf ein Fachbüro mit der Untersuchung des gesamten ehemaligen Fabrikgeländes. Die gewonnenen Erkenntnisse sind umfangreich und ausreichend, um die nächsten Schritte einleiten zu können.
Wie viele Leute beschäftigen sich nun bei Ihnen mit diesem Areal?
Karl: In unserem Haus beschäftigen sich neben mir noch zwei weitere Personen mit diesem Projekt. Zudem arbeiten wir mittlerweile mit einem von uns beauftragtem Planungsbüro zusammen, das über Fachgebiete hinweg mehrere Personen mit diesem Objekt beschäftigt. Mit der Stadt Achern befinden wir uns in ständigem Austausch. Diese Zusammenarbeit wird sich mit dem Fortschreiten des Projekts weiter intensivieren.
Was sind die größten Herausforderungen bei der Sanierung und Planung?
Gigl: Bei der Neuentwicklung der stillgelegten Glashütte gilt es eine Vielzahl an Faktoren zu beachten, die bei der Planung einer »grünen Wiese« keine Rolle spielen. In Achern bildet die Sanierung das größte Aufgabenfeld. Sie muss sich in der Zielsetzung eng an der geplanten Nachfolgenutzung orientieren.
Sie haben bereits mit der Asbestsanierung begonnen. Weshalb so rasch?
Gigl: Derzeit bauen wir die sogenannten AZ-Dächer, asbesthaltige Dacheindeckungen, ab und entsorgen sie vorschriftsmäßig. Es ist sinnvoll, diese Arbeiten gesondert von den restlichen Abbrucharbeiten durchzuführen, da dieser Rückbau mit besonderen Anforderungen verbunden ist. Deshalb zogen wir diesen Arbeitsschritt vor. Zudem möchten wir zeigen, dass uns die zügige Neuentwicklung des Areals wichtig ist.
Welche Schritte werden Sie nun einleiten?
Gigl: Als nächstes werden wir einen städtebaulichen Entwurf erstellen und diesen der Stadt vorstellen. Diese wichtige Abstimmung ist etwa im Februar/März geplant.
Endet irgendwann Ihr Engagement in Achern, wenn Sie alles hergerichtet und verkauft haben? Oder gehört Achern jetzt künftig zur Landkarte der Karl-Gruppe?
Karl: Das ist eine schwierige Frage, die ich im Moment noch nicht eindeutig beantworten kann. Bei anderen Objekten ergaben sich während der Projektentwicklung Umstände, die uns dazu veranlasst haben, selbst innerhalb des Planungsgebiets zu investieren. Es ist also durchaus möglich, dass wir Achern für lange Zeit fest auf unserer Landkarte markieren.