Bischöfe Fischer und Zollitsch auch im Ruhestand sehr aktiv
Mit Erzbischof Robert Zollitsch und dem Landesbischof der Evangelischen Kirche, Ulrich Fischer, präsentierte der Ökumene-Ausschuss der Evangelischen und Katholischen Kirchengemeinde zwei ehemals hochrangige Kirchenvertreter im Gemeindehaus St. Marien. Beide Ruheständler erwiesen sich am Donnerstagabend als hochinteressante Zeitzeugen, die in ihrer Amtszeit als Verfechter der Ökumene viele Aufgaben gemeinsam anpackten.
Nach der Begrüßung der vielen Besucher durch die Gengenbacher Pfarrer Christian Würtz von der Katholischen Kirchengemeinde und Moritz Martiny von der Evangelischen Kirchengemeinde übernahmen Bernd Feininger und Jürgen Fischer die Moderation und stellten die beiden Bischöfe i. R. in Kurzform vor.
Unterhaltsam schilderten Robert Zollitsch und Ulrich Fischer ihre Lebensgeschichte und den Alltag im Ruhestand. Dabei bewiesen sie, dass sie den Humor auch im Rentenalter nicht verloren haben, mit lustigen Anekdoten erheiterten sie das aufmerksame Publikum, das dann auch nicht mit Beifall sparte. Während Fischer seinen Lebenslauf kurz mit »Ich war von Anfang an ein Glückskind« charakterisierte, berichtete Zollitsch, zehn Jahre älter als Fischer, über eine schlimme Kindheit.
Vertrieben aus der Heimat, mit Gottes Fügung im Vernichtungslager des Nazi-Terrors knapp dem Tod entronnen, war es eine Jugendzeit mit vielen Entbehrungen. Inzwischen konnte der ehemalige Freiburger Erzbischof und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz auch sein goldenes Priesterjubiläum feiern. »Heute schaue ich gelassen und dankbar zurück, Erfahrung und Zuversicht machen das Leben auch im Alter lebenswert«, sagte Zollitsch. Nach einer Hüftgelenk-Operation ist der 77-Jährige derzeit auf bestem Genesungsweg.
Der Alltag der beiden Bischöfe i. R. gestaltet sich sehr unterschiedlich, dies gründet schon in den verschiedenen Konfessionen. Der evangelische Bischof Fischer lebt mit seiner großen Familie auf einem Reiterhof und engagiert sich als Redakteur einer Zeitschrift. Zudem ist er dabei, seine Lebenserinnerungen niederzuschreiben. »Das Schöne ist, der Druck ist weg und ich brauche morgens keinen Anzug mehr anzuziehen«, sagte der noch sehr vitale Bischof, der noch heute Mitglied des Rates der EKD ist, der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Erzbischof Robert Zollitsch ist im Ruhestand »weder einsam noch wird es langweilig«. Und er hat weiter eine feste Ordnung im Tagesablauf. Der Terminkalender ist immer noch gut gefüllt, »statt um halb sechs stehe ich jetzt um sechs Uhr auf, auch die Zeitung muss jetzt nicht mehr bis zur Mittagspause warten«, wies Zollitsch auf die kleinen Annehmlichkeiten hin.
Die Fragen zu aktuellen Themen – »Beschäftigt sich die Kirche zu viel mit sich selbst, bleibt da noch Platz für die Weiterentwicklung der Ökumene?« und »Wie geht die Kirche mit den gesellschaftlichen Veränderungen um?« – wurden von den Bischöfen ausführlich beantwortet. »Die Schere zwischen Arm und Reich, der Klimaschutz und die Ethik am Lebensende sind aktuell wichtige Themen beider Konfessionen, hier haben wir auch viele gemeinsame Ansatzpunkte«, sagten Zollitsch und Fischer übereinstimmend. »Wohin die Kirche bis 2030 geht?«, lautete die Abschlussfrage. Zollitsch ist überzeugt, dass »die religiöse Vielfalt größer wird, eine große Herausforderung für uns Christen«. Für Fischer ist wichtig, »dass wir Christen näher zusammenrücken und unsere Botschaft offen und frohen Mutes nach außen tragen«.
Mit Fragen aus dem Publikum und guten Gesprächen nach dem offiziellen Ende dieses ökumenischen Forums ging ein Abend zu Ende, der im Zeichen zweier Bischöfe stand, die mit ihrer lebendigen und offenen Art sowie ihrer gut verständlichen Vortragsweise die vielen Besucher beeindruckten.