Rollschuh-Gala begeistert das Publikum

(Bild 1/2) Tanz auf acht Rollen: Die Rollschuhläuferinnen des Sportvereins Solidarität bei ihrer „Memories“-Show“. ©Foto: Wolfgang Künstle
Unter dem Motto „Memories“ hat der Lahrer Verein Solidarität am Wochenende Höhepunkte aus 40 Jahren Rollschuh-Schaulaufen präsentiert.
„Licht aus, Spot an!“ Mit diesem Ruf hat Ilja Richter in den 1970er-Jahren seine populäre Sendung „Disco“ eröffnet. Vielleicht hatten die Verantwortlichen der „Solidarität“ diesen Spruch im Ohr, als es um die praktische Organisation des Rückblicks auf 40 Jahre sportlich-kreative Trainingsarbeit im Bereich Rollkunstlauf ging. Galt es doch, die kalt wirkende Betonwand, nicht gerade eine Zier der Mehrzweckhalle im Bürgerpark, irgendwie aus dem Sichtfeld des Publikums zu nehmen, das mit drei ausgebuchten Rängen für volles Haus gesorgt hatte.
In den Bann gezogen
Und wie durch Zauberhand ist das den Machern gelungen: Licht aus, Scheinwerfer auf die Akteurinnen gerichtet – und schon waren die Besucherinnen und Besucher in den Bann gezogen von den wechselnden Szenerien mit ihren jeweils ganz anderen Stimmungen, in denen sich die in der Mehrzahl Läuferinnen und der eine Läufer bewegt haben.
Den zauberhaften Anfang gemacht hat Solistin Mara Richter. Am Piano begleitet von Stefania Buduru ist sie als Glamour-Katze Grizabella zu den Melodien des Musicals „Cats“ in schwerelos wirkender Eleganz im Lichtkegel über die Tanzfläche geglitten. Zum Träumen war die Atmosphäre des Mohnfeldes aus dem Zauberer von Oz – wie gemacht, um die Zuschauer aus dem Alltag herauszuholen.
Knackig-fetzig kam dagegen der „Riverdance“ rüber, mit dem die Akteurinnen gezeigt haben, dass Steppen auf Rollen funktioniert. Rasant und dynamisch hat sich die zwölf Piraten starke Truppe mit dem „Fluch der Karibik“ präsentiert. Da ging es im Wechsel zwischen stürmischer See und ruhigen Fahrwassern richtig gefährlich zur Sache, der zugehörige Soundtrack hat daraus ein Stück getanzten Kino-Bombast werden lassen.
Gewagte Sprünge
Choreografie und Gesamtleitung lag in Händen von Ellen Karotsch, für Kostüme und Organisation verantwortlich war Sonja Kucharzewski. Bei 16 Programmpunkten als Rückblick auf 40 Jahren Schaulaufen ein paar Favoriten auszumachen, ist ein schwieriges Unterfangen. Denn an diesem Abend wurde deutlich, dass durchweg alle der rund 50 Läuferinnen und Läufer, die in der „Solidarität“ aktiv sind, den sportlichen Tanz auf vier Rollen bis ins kleinste Detail beherrschen: enge Kreise und weite Bogen zu fahren, Standwaagen und Hocken auf einem Bein sicher zu stehen, Pirouetten und gewagte Sprünge durchzuführen, sehr oft in größeren Formationen, wo es darauf ankommt, dass die einzelnen Figuren wie die Rädchen eines Uhrwerks ineinandergreifen. Das alles sieht für den Zuschauer dank des hohen technischen Könnens sehr elegant und leicht aus, ist aber mit Sicherheit die Frucht langer, harter Trainingsarbeit.
Aufwändige Kostümierung
Dazu kommt die oft aufwändige Kostümierung: vom Katzendress über Rokoko-Kleidung, Ordensfrauen-Tracht, Maikäfer-Flügel bis hin zum Piraten-Outfit war alles dabei, was die freie Bewegung zusätzlich behindern kann. Deshalb an dieser Stelle ein Chapeau an alle Mädchen aller Altersstufen, auch an den einzigen Jungen, der sich in mehreren Rollen nahtlos in den Reigen seiner Mittänzerinnen eingefügt hat. Respekt gezollt sei den Trainerinnen, allen voran Ellen Karotsch, die sich seit Jahren mit großem Engagement dafür einsetzen, dass in einer Stadt wie Lahr der Rollkunstlauf einen beständigen Platz im Spektrum der Sportvereine innehat.