Für ein Zentrum der Begegnung in Achern
Elisabeth Fuchs hat sich als Lehrerin an der Mooswaldschule für die Inklusion stark gemacht und ist angetan von der neuen Einrichtung, die in Achern entstehen soll.
Von Michaela Gabriel
Achern/Ottersweier. Elisabeth Fuchs hat unzählige gute Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung gemacht. Die pensionierte Lehrerin ist davon überzeugt: Gesetze und Institutionen allein können nicht dafür sorgen, dass Menschen mit und ohne Behinderung selbstverständlich zusammenleben. Sie arbeitete 38 Jahre an der Mooslandschule der Lebenshilfe Baden-Baden, Bühl, Achern in Ottersweier und lebt seit sieben Jahren in Achern.
Inklusion werde vor allem durch Begegnungen von Mensch zu Mensch gefördert, sagt die 69-Jährige. Deshalb sieht sie eine große Chance in einem Begegnungszentrum in der Acherner Innenstadt, das der Verein Achern Miteinander anstrebt. Vor ihr liegen Karten voller Beispiele für erfolgreiche Begegnungen zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten – von „gelebtem „Brückenbau“, wie Elisabeth Fuchs es nennt. In den Schulen, bei Festen und Feiern, bei Gottesdiensten, am Arbeitsplatz und in der gesamten Gesellschaft können und sollten Menschen mit Behinderung dabei sein, das ist ihr Anliegen.
Zusätzliche Kontakte
Die Wahl-Achernerin stammt aus Staufen im Markgräfler Land. Als Erzieherin arbeitete sie zunächst in einem Kinderheim in Baden-Baden und wechselte 1976 an eine kleine Schule für Kinder mit geistiger Behinderung. 1980 bildete sie sich zur Lehrerin für geistig Behinderte weiter. Ihren Schülern zusätzlich zum Unterricht Kontakte zu anderen zu ermöglichen, das wurde ihre Leidenschaft und Berufung. Initialzündung dafür sei der Wunsch von Firmlingen aus Ottersweier gewesen, an die Mooslandschule zu kommen. Dazu kamen gemeinsame Aktivitäten von Familien mit und ohne behinderte Kinder an den Wochenenden. „Wir waren zusammen im Wald, auf dem Spielplatz oder auf dem Trimm-dich-Pfad. Dabei haben die nicht behinderten Kinder Inklusion erlebt, bevor es das Wort überhaupt gab. Der Samen war gelegt“, erinnert sich Elisabeth Fuchs.
Manche der Kinder von damals seien als Zivis wiedergekommen, einige seien Lehrer geworden und hätten den Kontakt zu der damaligen Sonderschule wieder gesucht, um ihren eigenen Schülern Begegnungen mit behinderten Kindern zu ermöglichen. Heute ist die Mooslandschule in Ottersweier ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Sie hat Außenklassen an Grund- und Werkrealschulen der Region und begleitet einzelnen Schüler bei inklusiven Unterrichtsformen.
Die Wahrnehmung der Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft, die oft eine Leistungsgesellschaft ist, sei aber weiterhin verbesserungswürdig, sagt Elisabeth Fuchs. Inklusive Beschulung sei nicht für alle umsetzbar und reiche für ein selbstverständliches Miteinander nicht aus. Deshalb sollte nach ihrer Überzeugung ganz viele Möglichkeiten zu Begegnungen in der Freizeit geben, wo nicht die Leistung im Mittelpunkt stehe, sondern der Spaß: bei Festen, bei Ausstellungen, bei Bewegung und Spiel.
„Ein Begegnungszentrum mitten in Achern, wie es der Verein Achern Miteinander anstrebt, ist eine große Chance“, freut sich die Pensionärin. Menschliche Brücken zu bauen, das sei ihr Wunsch und damit werde sie sich gern in das Projekt einbringen.
Video-Konferenz am Samstag
In einer Videokonferenz im Internet präsentiert der Verein Achern Miteinander sein Konzept für ein Begegnungszentrum Achern. Es soll in der Innenstadt eine Anlaufstelle für alle werden, in der ein soziales Miteinander aller Generationen und gesellschaftlicher Schichten im Stil eines Mehrgenerationenhauses gelebt werden kann.
Die Präsentation findet auf der Internet-Plattform Zoom am Samstag, 21. November, von 15 bis 17 Uhr statt. Interessierte bekommen per Mail einen Link zugeschickt und können die Veranstaltung dann bequem von zu Hause aus mitverfolgen. Ende September hat Achern Miteinander bei einer Auftaktveranstaltung in der Schlossfeldhalle Großweier viele Menschen mit der Idee eines Begegnungszentrums erreicht und neue ehrenamtlich Engagierte dazu gewonnen. Danach wurde in kleinen Gruppen das Konzept konkreter erarbeitet. Die Vereinsverantwortlichen vertieften ihren Kontakt mit Mehrgenerationenhäusern in anderen Städten und verständigten sich mit dem Verein Illenau-Werkstätten. Sie nutzten außerdem alle Möglichkeiten, die ihnen die vom Land Baden-Württemberg finanzierte professionelle Prozessbegleitung bot. Diese endet nun mit der öffentlichen Bekanntgabe der erzielten Ergebnisse.
Per Internet-Konferenz kann der Verein unbegrenzt viele Menschen erreichen und informieren. Voraussetzung für eine Teilnahme ist eine formlose Anmeldung per Mail an die Adresse veranstaltung@memo-u.de.mg