Eliteschule im Klostergarten
Das erste »United World College« (UWC) in Deutschland, das die Robert-Bosch-Stiftung aus Stuttgart derzeit für voraussichtlich 44 Millionen Euro auf dem ehemaligen Klostergelände Kartaus in Freiburg verwirklicht, nimmt in ungefähr drei Monaten seinen Unterricht auf.
Die Neu- und Umbauarbeiten auf dem Gelände des Freiburger Kartäuser-Klosters befinden sich laut Stiftung im Zeit- und Kostenplan. Die Schüler des Pionierjahrgangs beziehen das Schülerdorf im Freiburger Osten am 20. August.
Wie die Geschäftsführerin der Bosch-Stiftung, Ingrid Hamm, erläuterte, wird das Elitegymnasium am 1. September mit 21 Lehrern und 100 Schülern aus über 70 Nationen starten und ein Schuljahr später einen weiteren Jahrgang mit wiederum 100 Jungen und Mädchen aus aller Welt bilden. Im 21-köpfigen Lehrerkollegium sitzen auch sieben Pädagogen aus Südbaden. Die Hälfte der laufenden Betriebskosten von fünf Millionen Euro trägt das Land Baden-Württemberg.
Die Neu- und Umbauarbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Kartäuserklosters sind weit fortgeschritten und sollen pünktlich zum Unterrichtsbeginn abgeschlossen werden. Innerhalb von drei Jahren ist die Saat der Eliteschule im alten Klostergarten sichtbar blühend aufgegangen. »Hier ist ein hoher Qualitätsstandard im Vergleich zu anderen UWC-Standorten gewachsen«, urteilte Ingrid Hamm. Es habe jedoch erhebliche Verzögerungen und hohe Kostensteigerungen durch archäologische Funde wie Gräber und Kirchenreste sowie die Beseitigung von Altlasten gegeben, berichtete Bauleiter Winfried Wörner.
Das mit bisher elf Häusern neu errichtete Schüler- und Lehrerwohndorf wird schon mit Möbeln ausgestattet. In den je 38 Quadratmeter großen Zimmern wohnen je vier Schüler aus verschiedenen Ländern. »Wir wollen den Schülern ein Umfeld bieten, in dem sie mit all ihren kulturellen Unterschieden aufeinandertreffen und im täglichen Miteinander lernen, die Vielfalt produktiv zu nutzen und zu gemeinsamen Lösungen zu kommen«, sagte Ingrid Hamm.
Die 100 Schüler des Pionierjahrgangs, die nach Eignung und Begabung aufgenommen wurden und ab Herbst zwei Jahre lang am »UWC Robert Bosch College« leben und lernen werden, stammen unter anderem aus Indien, Laos, Afghanistan, Syrien und Irak, den Philippinen und aus Afrika, aber auch aus den USA und Kanada. Darunter sind auch fünf so genannte Straßenkinder. An der Schule wird auf Englisch unterrichtet.
25 Schüler kommen aus Deutschland, darunter vier aus Baden-Württemberg. Alle mussten vor ihrer Aufnahme durch das nationale Komitee ihr akademisches Potenzial und soziales Engagement nachweisen. Stipendien für UWC-Schüler stellen sicher, dass das Einkommen der Eltern bei der Vergabe eines Unterrichtsplatzes keine Rolle spielt.
Die Gründung des United World College ist das größte Einzelprojekt in der Geschichte der Robert-Bosch-Stiftung. Es wurde von Stiftung und der Bosch GmbH finanziert. Die offizielle Eröffnung des UWC in Freiburg ist anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Robert-Bosch-Stiftung am 23. September 2014 geplant. Das UWC in Freiburg stellt das bisher 14. United World College weltweit dar. Es besehen solche Eliteschulen bereits in Armenien, Bosnien-Herzegowina, Costa Rica, Großbritannien, Hongkong, Indien, Italien, Kanada, Niederlande, Norwegen, Singapur, Swasiland und in den USA.
Die Stiftung
Die Robert-Bosch-Stiftung gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa und investiert jährlich rund siebzig
Millionen Euro in die Förderung von etwa 800 eigenen und fremden Projekten aus den Gebieten der Völkerverständigung, Bildung, Gesellschaft und Kultur sowie Gesundheit und Wissenschaft. Sie setzt die gemeinnützigen Ziele des Firmengründers und Stifters Robert Bosch (1861-1942) fort.
Sie hält rund 92 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser Beteiligung
erhält. (kaz)