Tampris fordert finanzielle Hilfe für Bad Griesbacher Therme

Bürgermeister Baumann lehnt Ultimatum ab

Rüdiger Knie
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10. Dezember 2013
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Reisegruppen eines israelischen Tourenanbieters, hier mit einem Bus aus Tschechien vor dem Haus Monika, waren im vergangenen Jahr im Hotel St. Anna in Bad Griesbach zu Gast. 2014 könnten weitere Reisegruppen folgen.

Reisegruppen eines israelischen Tourenanbieters, hier mit einem Bus aus Tschechien vor dem Haus Monika, waren im vergangenen Jahr im Hotel St. Anna in Bad Griesbach zu Gast. 2014 könnten weitere Reisegruppen folgen. ©Archivfoto: Rüdiger Knie

St.-Anna-Hotelier Marios Tampris fordert von der Gemeinde Bad Peterstal-Griesbach Unterstützung für den Betrieb der Therme, die ihm ebenfalls gehört. Ansonsten wolle er bereits akquirierte Gäste an andere Standorte umbuchen – und dafür auch einen finanziellen Verlust in Kauf nehmen.

Der Schwarzwald ist bei Israelis ein beliebtes Reiseziel geworden. Davon will der israelische Unternehmer Marios  Tampris profitieren, dem Hotels in Sasbachwalden und Bad Griesbach gehören. »Von Mai bis Oktober könnte St. Anna 2014 ausgebucht sein« – ein bewusster Konjunktiv. Israelische Tourenanbieter hätten das Kontingent bei ihm gebucht, gibt Tampris an. Aufgrund seiner Arbeit seien schon viele Touristen aus Israel in den Schwarzwald gekommen.

Im Prospekt werden in St. Anna 50 Zimmer angeboten. Wären die ausgebucht, kämen über die sieben Monate rund 18 000 Übernachtungen zusammen. Zum Vergleich: 2012 gab es in Bad Peterstal-Griesbach 167 558 Übernachtungen.

Einen Nachweis über die Buchungen bleibt Tampris in und nach dem Gespräch schuldig. Als Beleg zeigt er das offensichtlich vertraglich fixierte Flugzeugkontingent eines israelischen Tourenanbieters zu Flughäfen rund um den Schwarzwald. Unklar bleibt, wie stark die Flüge gebucht sind und wie viele Gäste davon ins Renchtal kommen.

Doch zurück zu St. Anna: Tampris will die Gäste nur nach Bad Griesbach lotsen, »wenn die Gemeinde St. Anna unterstützt«. Ansonsten wolle er die Buchungen innerhalb des Schwarzwaldes umleiten. Ausweichmöglichkeiten habe er. 

Mit der Gemeinde will er zuvor klare Absprachen »über finanzielle Altlasten und über eine Zukunftsunterstützung treffen, wie sie von der Gemeinde damals versprochen wurden, als ich für die Gemeinde einsprang und die Therme selbst betrieben habe«. Zu den jetzigen Bedingungen kämen die Gäste nicht, »dann verliere ich lieber Geld, als meine Zeit, meine Energie und meinen Ruf«. St. Anna bliebe möglicherweise geschlossen. Am Eigentum dort will er festhalten: »St. Anna mit Verlust abzustoßen, ist für mich absolut keine Lösung.« Trotz der Schließung würden die Gebäude gepflegt und beheizt.

Therme-Betreiber gesucht

Wie soll es mit der Therme weitergehen, deren Unterhalt hohe Kosten verursacht? »Die brauchen wir«, stellt Tampris fest. Allerdings: Das Mineralthermalbad will er nicht unbedingt selbst betreiben. Aus seiner Sicht habe er die Therme der Gemeinde seinerzeit »kostenlos zur Verfügung gestellt«. Jetzt hofft er auf Geld aus der Gemeindekasse. Dazu liegt ein Ratsbeschluss vor, in dem die Gemeinde klarstellt, die Therme finanziell nicht mehr zu unterstützen. St. Anna als Reha- und Gesundheitshotel zu öffnen, hält Tampris für eine »gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der die Gemeinde aktiv mithelfen muss«.

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Zurückhaltend äußert sich Bürgermeister Meinrad Baumann: »Ich halte nichts von Ultimaten, die man mir via Zeitung stellt.« Er stehe mit Tampris in Kontakt. Zum Inhalt der Gespräche wollte er nichts sagen. Klar sei, dass der Markt Israel für Leistungsanbieter aus Bad Peterstal-Griesbach interessant sei.

Auf den Bürgermeister ist Tampris nicht gut zu sprechen.  Er fühle sich von ihm beleidigt. Ein Verfahren wurde gerade vom Landgericht Offenburg ans Verwaltungsgericht Freiburg verwiesen. Seit der Schließung von Hotel und Therme im Januar 2013 war das Hotel nur drei Wochen im Sommer geöffnet. Tampris erzählt, er habe das Hotel weitervermietet. Der Betreiber habe sich an strenggläubige Juden gewandt und für diese koscheres Essen gekocht. Mit dem Ergebnis des Testlaufs, erzählt Tampris, sei er nicht zufrieden gewesen.  Das Hotel solle nicht auf diese Zielgruppe beschränkt bleiben. Ansonsten, gibt der Hotelier an, habe er 2013 keine Lust gehabt, das Haus zu öffnen. Wegen aus seiner Sicht strittiger Steuer- und Gebührenforderungen hatte die Gemeinde pfänden lassen und als Tampris-Gläubiger Insolvenzantrag gestellt. Jetzt bleibt abzuwarten, ob es 2014 zu der von Tampris in Aussicht gestellten Wiedereröffnung kommt.

AM RANDE

»Auf St. Anna nicht angewiesen«

Nach eigenen Angaben ist Eigentümer Marios Tampris auf den Betrieb der ehemaligen Klinik St. Anna nicht angewiesen. Er habe andere Projekte. Neben seinem Besitz in Sasbachwalden (unter anderem das Hotel Brandbach) sei er als gelernter Bauingenieur beratend in der Steinindustrie im Mittleren Osten tätig. Dort habe er früher neue Werke aufgebaut und verfüge noch über Kontakte.

Ein weiteres Projekt sei die Vermittlung von Patienten aus Israel und dem Mittleren Osten an Kliniken im Schwarzwald, beispielsweise für Operationen. Mit einer Klinik habe er einen Vertrag abgeschlossen. Einzelne Patienten habe er schon vermittelt.

Bad Peterstal-Griesbach habe ohne die ehemalige Klinik mehr zu verlieren als er selbst. Investitionen in seine Immobilie peilt er an: Dabei gehe es darum, Zimmer mittels eines Durchbruchs zu vergrößern. Dies käme israelischen Familien entgegen, die im Schnitt drei Kinder hätten.rüd

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