Wie sich Schaeffler auf die Elektromobilität einstellt
Infos aus erster Hand: Wie sich der Bühler Automobilzulieferer Schaeffler, der auch in Sasbach und Kappelrodeck produziert, auf die Elektromobilität einstellt, war Thema einer Videokonferenz.
Einen Anbau an das Schaeffler-Werk in Sasbach konnte Bürgermeister Gregor Bühler dem Vorstand Automotive Technologies, Matthias Zink, bei der Video-Themenkonferenz mit dem Landtagsabgeordneten Willi Stächele zwar nicht entlocken. Wohl aber der wichtige Hinweis, dass in Sasbach Komponenten für die E-Mobilität für Fahrzeughersteller wie Porsche produziert werden.
„Wir können hier in Sasbach am besten zerspanen, vermeintlich kostengünstiger könnten wir solche Teile in Ungarn produzieren“. Diese Aussage spricht für die Qualität des Standortes Bühl mit seinem Werk in Sasbach, in dem wie an allen anderen Standorten – auch in Kappelrodeck – die Herausforderungen für die Zukunft der Automobilindustrie auf dem weltweiten Markt nur durch technologische Innovationen gemeistert werden.
Vorsichtig optimistisch
„Wir sind dran, aber wir sind noch nicht am Ziel“, meinte Matthias Zink, der am Dienstagabend auf Einladung von Willi Stächele und dem Vorsitzenden Ambros Bühler vom CDU-Ortsverband Sasbach zum Thema „Wie geht es weiter mit der Automobilindustrie?“ sprach. „Ich bin optimistisch, aber die Zeit war noch nie so problematisch wie jetzt“, meinte der Experte.
Wer Willi Stächele kennt, der weiß, wie wichtig im persönliche Begegnungen mit Menschen sind, wie gerne er mit ihnen kontrovers, aber fair diskutiert und in Zeiten des Wahlkampfs voller politischem Tatendrang von einem Ort zum nächsten zieht.
Nun wurde der Landespolitiker wie alle anderen auch von Corona ausgebremst, und neue Wege mussten gesucht werden, um mit Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen. Dies geschah nun mit der sehr guten ersten Video-Themen-Konferenz, denn als Referent war mit Matthias Zink (Ottenhöfen) eine Persönlichkeit zugeschaltet, die viele Bereiche Schaefflers durchlaufen und verantwortet hat, lange in Asien tätig war und seit 2019 Vorstand von Automotive Technologies der Schaeffler AG ist.
Somit verantwortet er zwei Drittel des Unternehmens mit 85 000 Mitarbeitern weltweit und einem Umsatz von 14 Milliarden Euro. Das Schaeffler-Headquarter in Bühl mit den Standorten Sasbach und Kappelrodeck hat etwa 5000 Beschäftigte und erwirtschaftet einen Umsatz von neun Milliarden Euro.
Weil von Bühl schon immer gute Ideen ausgingen, entschied sich das Unternehmen, hier weiter zu investieren, innovative elektrische Antriebe zu entwickeln und zu produzieren. Schaeffler sei weit mehr als „nur“ ein Zulieferer für die Automobilindustrie, denn mit innovativen Ideen sei das Unternehmen auch „Gestalter der Transformation“.
Dieselskandal und Umweltgedanke fördern grüne Transformation
„Eine beispiellose Krise trifft auf eine beispiellose technologische Transformation“. Mit dieser Aussage umriss Zink das aktuelle Problem vor allem der Automobilindustrie, die über Jahrzehnte in Deutschland und weltweit führend war und „seit der Aufdeckung des Dieselskandals 2015 in eine massive Reputationskrise kam“. Wurden noch 2017/18 etwa 95 Millionen Fahrzeuge weltweit gebaut, waren es im Pandemie-Jahr 2020 nur noch 74 Millionen. Dies zeige, dass in der Automobilindustrie eigentlich jeder Produzent eine Krise habe, der eine mehr, der andere weniger.
Aufgrund einer Kapazitätslage muss Schaeffler in Deutschland etwa 4400 Stellen reduzieren, etwa 300 am Standort Bühl. Neben bekannten Problemen müsse der Wandel hin zur Elektrifizierung gemeistert werden und es scheine, als sei der Elektromotor die bessere Alternative zum Verbrennungsmotor. Doch ein Schlüssel zur tatsächlichen Umsetzung werde die Ladeinfrastruktur und das Kaufverhalten der Kunden sein. Asiatische Hersteller würden an Wasserstoffantrieben arbeiten, Schaeffler werde sowohl in der Automobil- als auch in der Industriesparte konsequent und technologieoffen zukunftsfähige Lösungen erarbeiten, so Zink. Das Klimaproblem sei weitaus größer als nur das „Problem“ Automobilindustrie. Neben der Reduzierung von CO2 müsse die Energiestruktur mitbearbeitet werden.
Weiter stellte er fest, dass die Politik mithelfen müsse, „faire und machbare Bedingungen zu schaffen, ohne dauerhafte Subvention“. Ein positives Beispiel sei der Strategiedialog Automobilwirtschaft der Landesregierung.