In Kehl heißt es "Manege frei!" für den Zirkus Weisheit
Im Sternenzelt riecht es nach süßem Popcorn und frisch gemähter Wiese. Ein wohliges Bauchkribbeln macht sich langsam bemerkbar. Die Spannung wächst angesichts der noch leeren Manege. Als das Licht ausgeht, wird es still auf den voll besetzten Zuschauerrängen. Die bunten Lichtschwerter der Kinder schwingen durch die Dunkelheit. Da – hoch oben in einem hellen Lichtfleck unter dem Zelthimmel balanciert Jannette Weisheit auf einem gespannten Drahtseil über der Menge. Der Anblick verbreitet einen Hauch von Nostalgie bei den Erwachsenen im „Circus Manuel Weisheit“. Die Kinder sind schlichtweg hin und weg. Das Programm beginnt.
Seit dem Vatertag gibt es Vorstellungen in dem Zirkus, der seine Zelte am Flugplatz aufgeschlagen hat. Viel Akrobatik wird gezeigt. Keine Elefanten, Seelöwen oder Tiger − aus Gründen des Tierschutzes. Die „Raubtiernummer“ der Show: Loui und Nala, zwei pfiffige Chihuahuas, die Tiertrainer Dominik Weisheit durch Reifen springen lässt, bekommen zur Belohnung immer wieder ein Leckerli zugeworfen. Pferde, Ponys, Lamas und Ziegen tun es ihnen gleich.
Alle Handgriffe sitzen
Der „Circus Manuel Weisheit“ aus Neustadt an der Weinstraße gastiert noch bis zum 6. Juni in Kehl. Ein Familienunternehmen mit Geschichte, denn er wurde 1824 gegründet. „Die Familie Weisheit führt den Zirkus nun schon in der sechsten Generation. Elf Kinder und 19 Enkelkinder hat Zirkusinhaber Manuel Weisheit“, sagt Pressesprecherin Anja Konetzki aus Böblingen. Bei einer der Vorführungen in der Nähe ihres Heimatortes verlor sie ihr Herz an Dominik Weisheit, und seitdem tourt sie mit ihm quer durch Deutschland. „Für mich ein Glücksfall“, ist sie sich sicher. Bevor die rund zweistündige Show losgehen kann, wird aber erst einmal aufgebaut. Jeder in dem rund 30-köpfigen Team kennt seine Aufgabe, und die Handgriffe sitzen. Zelt, Zuschauerraum, Technik, Beleuchtung – viel zu tun hat die Truppe, bis es heißt: Manege frei! „Rund 400 Zuschauer wollen unterhalten werden. Da muss alles klappen“, macht Konetzki deutlich.
Die Artistenbrüder Weisheit, inzwischen die achte Generation der traditionsreichen Artistenfamilie, zeigen an dem Abend kraftvolle Artistik an den römischen Ringen und gekonnte Bodenakrobatik. Als Piraten, die auf eine Meuterei aus sind, fliegen sie, in orientalische Gewänder gehüllt, durch das Zirkuszelt, führen das Publkum in eine Traumwelt und lassen es staunen.
Beliebtes Fotomotiv
Jaqueline Quaiser aus Wien fasziniert mit einer Hula-Hoop-Show und Schlangenmädchen Josephine Weisheit verbiegt ihren Körper vor den Zuschauern. In acht Metern Höhe schwebt das Duo Belissimo ganz ohne Netz und doppelten Boden an Bändern. Mary-Ann fliegt am Ringtrapez durch die Lüfte.
Eine besondere Überraschung, vor allem für die Kinder, ist der Außerirdische „Pinky Slinky“, dessen Körper in mehreren Röhren verschwindet und der einen rhythmisch wippenden Tanz aufführt. Aber das Highlight der Show ist der Transformer „Bumblebee“, ein Riese, der von einem guten Dutzend Elektromotoren angetrieben wird. Er wächst aus einem gelben Sportwagen fünf Meter in die Höhe. In der Pause ein schönes Bildmotiv für die Zuschauer.
Und auch die Nachwuchstalente präsentieren sich vor dem Publikum – Samyel und Jaden Weisheit, vier und sechs Jahre alt. Während ihrer Showeinlage im Zelt lassen sie sich von ihrem Onkel Dominik ordentlich durch die Luft wirbeln – kopfüber. Applaus, Applaus!