Erfolgsserie »Kehler leben Europa«

Schilan Stach: Vorsitzende der Jungen Europäer

Petra Klingbeil
Lesezeit 4 Minuten
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19. Mai 2019

Schilan Stach ist überzeugte Europäerin. ©Petra Klingbeil

Schilan Stach (21) hat gerade die Hochschule in Kehl erfolgreich mit dem Bachelor abgeschlossen.  Jetzt möchte sie neue Erfahrungen sammeln. Bereits engagiert hat sich Stach für die Politik in Europa, wie sie es im KEZ-Gespräch erklärt. Sie ist neugierig auf die Politik, auf die Welt um sie herum und hat in diesem Umfeld schon interessante Menschen kennengelernt. 

Schilan Stach ist gespannt auf die Aufnahmeprüfung an der Andrássy-Universität in Budapest. Dort will sie ab Herbst ein Master-Programm in europäischer und internationaler Verwaltung beginnen. Auf die Idee  gebracht hat sie ein Professor dieser ungarischen Hochschule, der an der Kehler Verwaltungshochschule eine Vorlesung gehalten hatte.

Internationaler Hintergrund

»Mein Großvater wurde in Budapest geboren. Das schafft eine Affinität für diesen Stu­dienort«, erklärt die junge Frau. »Wenn es mit der Prüfung klappt, werde ich vielleicht auch verstehen, wieso die Ungarn der EU so kritisch gegenüber stehen. Dort steigt die Arbeitslosigkeit, es gibt mehr Armut, und viele Leute sind unzufrieden.« Schilan Stach lebt zur Zeit in Willstätt und stammt aus Heidelberg, wo ihre Eltern und ihre beiden Geschwister leben. Ihr Vater ist ein Kurde aus der Türkei, ihre deutsche Mutter hat ungarische Wuzeln. Dieser internationale Hintergrund hat ihr politisches Interesse geweckt, ebenso ihr Studiengebiet öffentliche Verwaltung.

Wut führt zu Engagement

»Ich werde wütend, wenn ich in den Nachrichten Berichte über diesen Rechtsruck in der Gesellschaft sehe, und wie die Europäische Union immer wieder attackiert wird. Dagegen will ich irgendetwas tun«, sagt sie. 
Bisher scheut sie jedoch davor zurück, in eine Partei einzutreten, »weil man dann abgestempelt wird«. An der Hochschule haben ihr Kommilitonen die Jungen Europäischen Föderalisten empfohlen, weil die gute Arbeit für Europa leisten, »also habe ich mich dort angemeldet«. 

»Weil die Zukunft uns gehört«

»Wir wollen die Jungen Europäer hier im Ortenaukreis etablieren und Leute zusammenbringen, die sich gern für Europa engagieren möchten. Wir können ja auch Politiker einladen, und dabei trifft man interessante Leute. Ich habe jetzt schon öfter Rainer Wieland erlebt. Man hat ja als normaler Student nicht jeden Tag die Gelegenheit, dem Vizepräsidenten des Europaparlaments zu begegnen. Das finde ich spannend.« Ihre Überzeugung formuliert Stach kurz und prägnant, so beim Bürgerdialog der Europa-Union kürzlich in Kehl: »Ihre Ideen für die Zukunft Europas sind uns wichtig, weil die Zukunft uns gehört«, sagte sie zur Begrüßung der Teilnehmer. 

Politiker reagieren zu oft statt zu agieren

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Was würde Schilan Stach tun, wenn sie Politikerin wäre? »Mir ist aufgefallen, dass viele Politiker auf Ereignisse reagieren, aber nicht agieren. Vielleicht liegt das an der Natur der Politik, da man als Politiker sehr angreifbar ist. Deshalb dümpelt man da oben herum und reagiert nur. Ich finde, es ist mehr Schwung vorwärts nötig, und es sollte mehr Reformen geben. Es kann nicht gut sein, am eingefahrenen Kurs festzuhalten, was die Mehrheits­parteien schon so lange tun.«

Kritische Distanz wahren

Bei ihrem Engagement ist Stach auch die kritische Distanz zu Europa wichtig. »Dieses unkritische In-den-Himmel-Loben macht die Kritiker stark, weil sie es als Manko sehen, dass die EU sich nicht kritisch hinterfragt oder Dinge verbessert.« 

Der Dialog ist ihr wichtig

Stach kann gut zuhören und auf gegenteilige Meinungen eingehen. »Ich würde einem Kritiker nicht nur oberflächlich die Errungenschaften der EU aufzählen, wie Frieden, Schengen-Raum und keine Grenzkontrollen mehr, sondern ihn fragen, was ihm nicht gefällt. Ich könnte ihm in dem einen oder anderen Punkt vielleicht auch zustimmen. Das wäre auch schön für ihn zu erkennen, dass eine Pro-Europäerin eine ähnliche Ansicht haben kann.«

Und wie stellt sich Stach ihre berufliche Zukunft vor? »Ich würde gern in der öffentlichen Verwaltung bleiben, da das meiner Grundausbildung entspricht. In einem Privatunternehmen möchte ich nicht arbeiten, wenn dafür vielleicht Kinder in Südostasien in einer Fabrik ausgebeutet würden. Das könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Auch Baden-Württemberg ist ein tolles Bundesland mit zwei verschiedenen Nachbarländern und interessanten Stellen in Regierungspräsidien oder größeren Städten. Ich könnte gut in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit tätig sein.«

Nächste Station: Senegal

Vor dem möglichen Studium in Budapest plant Stach ein Praktikum im Senegal. Von Juli bis September will sie im Institut für Entwicklung der Lokalverwaltung in Dakar arbeiten. »Es geht darum, die dortigen Studenten über diesen Masterstudiengang an den Universitäten im Senegal, in Mali und Niger zu informieren und Kommunikationsstrategien zu entwickeln.« Vermittelt hat das Praktikum die Verwaltungshochschule, die mit afrikanischen Ländern kooperiert.
Ihre Eltern sind von diesem Projekt nicht unbedingt begeistert. »Ich ziehe es trotzdem durch, um ihnen danach schöne Dinge mitzubringen und zu berichten, so schlimm, wie ihr dachtet, war es gar nicht.« 

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